Der Smarthome-Standard Matter hält Einzug in den Profimarkt. Neben KNX und herstellereigenen Systemen tauchen zunehmend auch Produkte mit einem Matter-Logo in den Katalogen auf. Nicht, dass die Elektrotechnik-Branche es besonders eilig damit hätte, aber ein Trend ist feststellbar. Und während viele Installateure den Standard kritisch sehen, versprechen andere sich neue Impulse. Am Ende gar einen Durchbruch auf dem Weg zu mehr und einfacher vernetzten Gebäuden.
Warum das Fachhandwerk die Entwicklung im Auge behalten sollte? Weil die Zahl der IoT-Produkte in Haushalten steigt. Theoretisch können Leuchten, Thermostate, Zwischenstecker und Saugroboter in Zukunft auch über KNX IoT (link) integriert werden – sogar mit Unterstützung des Funkprotokolls Thread. Doch in der Praxis schreitet Matter viel schneller voran. Während Komponenten für KNX IoT – etwa von Atouch oder Siemens – noch rar sind, geht die Auswahl bei Matter bereits in die Hunderte. Ein Blick in die Übersicht Matter-kompatibler Geräte genügt.

Chip-Hersteller wie Espressif, Nordic Semiconductor, NXT, STMicroelectronics und Silicon Labs unterstützten Matter. Sie tragen zu seiner Verbreitung bei, indem sie Entwickler-Tools bereitstellen und Thread neben Wi-Fi und Bluetooth in ihre Chip-Plattformen integrieren. Das senkt die Einstiegsschwelle für Hardware-Hersteller und macht den Einsatz des herstellerübergreifenden Verbindungsprotokolls wahrscheinlicher.
Was fehlt, ist eine einheitliche Oberfläche zur Administration und Inbetriebnahme – vergleichbar der ETS-Software für KNX (link). Auch das Set-up im Rohbau, ohne installiertes WLAN oder Thread Border Router, bereitet Probleme. Es ist in dem auf Endkonsumenten abzielenden Standard bislang nicht vorgesehen. Doch daran wird ebenfalls gearbeitet, wie einige der folgenden Lösungen zeigen.
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1Home
Mit Lösungen zur Sprachsteuerung von KNX-Installationen hat 1Home (link) sich einen Namen gemacht. Das softwaregetriebene Unternehmen mit Sitz Berlin zählt aber auch zu den Ersten, die Matter in die Installation gebracht haben. Der 1Home Server KNX spielt dabei eine Doppelrolle: Er kann als Matter Bridge arbeiten und KNX-Geräte an Plattformen wie Apple Home, Google Home, Amazon Alexa, SmartThings oder Home Assistant zur Steuerung weiterreichen. Gleichzeitig besitzt er die Fähigkeiten eines Matter Controllers.

Das heißt: Matter-Produkte lassen sich – wie KNX-Komponenten – zum Server hinzufügen und gemeinsam mit diesen in Automationen verwenden. 1Home hat zu diesem Zweck ein eigenes Dashboard für Automatisierungen entwickelt (link). Die unterstützten Produktkategorien sind ebenfalls online zu finden: für Bridge (link) und Controller (link). Wie viele Geräte gebridged und kontrolliert werden können, hängt vom Server-Modell ab. Es gibt zwei Varianten: einen 1Home Server KNX Pro mit hohem Gerätelimit (250/100) und eine Basisversion, die diesbezüglich eingeschränkt ist.

Der 1Home Server Loxone überträgt dasselbe Konzept auf Installationen mit Produkten des österreichischen Smarthome-Ausrüsters Loxone. Auch hier stehen Geräte beider Seiten für Sprachsteuerung und Automationen zur Verfügung. Die Übergabe an Matter-Systeme der Kunden findet per QR-Code statt – bei den Bridges wie üblich gesammelt mit einem Code. Sollen Matter-Produkte der 1Home-Controller außerhalb der eigenen App erscheinen, geht das aktuell nur einzeln, mit einer Übergabe Produkt für Produkt.
Das Unternehmen arbeitet jedoch daran, den Sammel-Export auch beim Controller zu ermöglichen. Ein reiner Matter-Server (link) ist ebenfalls Planung, mit dem Installateure ein Smarthome komplett aus Matter-Geräten aufbauen können. Mehr dazu im Interview mit 1Home-CEO Satja Lumbar.
ABB / Busch-Jaeger
Mit Übernahme von Eve Systems hat ABB die Weichen für eine Matter-Integration gestellt. Seither treibt vor allem die deutsche Konzerntochter Busch-Jaeger das Projekt voran (link). Die Produkte sind aber auch international unter der Marke ABB erhältlich (link). Als Plattform dient das hauseigene Bus-System free@home. Dessen System Access Point 2.0 ist mit einem Software-Add-on zur Matter Bridge erweiterbar.

Er reicht dann bis zu 64 free@-home-Geräte an Matter-Plattformen weiter. Dabei werden unterstützt: Schalten, Dimmen, Jalousiensteuerung (Rollladen, Jalousie, Markisen, Dachfenster) und Temperatursteuerung. Ein zweites Add-on, das sich im Beta-Stadium befindet, verwandelt den Access Point in einen Matter Controller. Es unterstützt Matter-Produkte aus den Bereichen Licht, Strom, Thermostate, Beschattung und Sensoren. Diese können dann – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – wie free@-home-Produkte im System bedient und automatisiert werden.
Alternativ oder ergänzend lässt sich auch das Bedienpanel OneTouch 7 als Controller nutzen. An beiden ist die Zahl der Matter-Produkte auf 16 begrenzt, eine spätere Erhöhung aber möglich. Denn ABB hat noch einiges vor: Im dritten Quartal 2025 will das Unternehmen das Funkprotokoll Thread in free@home aktivieren. Über eine Erweiterung und einen neuen Access Point sollen sich Matter-Produkte, die Thread benutzen, direkt am System anmelden lassen. Aktuell gilt hier dieselbe Voraussetzung wie für andere Profi-Lösungen auf dieser Seite: Für Thread-Produkte ist ein installierter Border Router von Apple, Google, Amazon & Co notwendig.
Atios

Der Schweizer Hersteller (link) hat zwei Produkte im Programm, die Matter mit der professionellen Gebäudeinstallation verbinden. Die Atios KNX Bridge erfüllt gleich mehrere Aufgaben: Sie ist KNX-IP-Gateway für die Busprogrammierung via PC, eine Matter Bridge für KNX-Geräte und erfüllt dieselbe Funktion auch noch für DALI-Komponenten: Ein integriertes DALI-Gateway reicht solche Produkte an das KNX-System weiter, von wo aus sie zur Matter-Plattform gelangen. Die Bridge unterstützt alle gängigen Produktkategorien wie Lichter, Schalter, Jalousien, Thermostate und Sensoren (link) – bis zu einer maximalen Anzahl von 200 Geräten.
Der Atios SmartCore verfolgt eine etwas andere Strategie. Er ist für Installationen ohne KNX gedacht. Stattdessen verfügt er über zwölf integrierte Relaisausgänge für elektrische Verbraucher (16A), zwölf digitale Eingänge (12-230V) und einen DALI-2-Controller. Verbundene Geräte werden wie bei der KNX-Bridge an Matter-Systeme übertragen (link). Auch das Limit von 200 Geräten ist identisch.

Bedienung und Automatisierung finden auf dem Matter-Zielsystem statt, was die Installation vereinfacht, aber auch die Automatisierung dorthin verlagert. Im nächsten Schritt will Atios die Integration von Matter-Funktastern auf dem SmartCore ermöglichen – ohne Beteiligung eines Drittsystems. Die Verbindung wird dann direkt zwischen den Geräten über Matter Bindings hergestellt.
Eberle Controls

Eberle (link) ist auf Regler für die Heiz- und Klimatechnik spezialisiert. Zum Katalog des Nürnberger Unternehmens zählen auch Matter-fähige Produkte. Die Unterputz-Thermostateinsätze UTE-3500 (für Stellantriebe) und UTE 3800 passen ins 55×55-Raster und werden wie klassische Raumregler installiert. Zur Inbetriebnahme ist kein WLAN nötig, die Geräte lassen sich über ihr Punktmatrix-Display konfigurieren. Nach Aktivierung des Wi-Fi-Moduls ist eine Verbindung zu Matter-Plattformen möglich – für die Steuerung per Smartphone, Sprachassistent oder Automation.
Eltako
Der Experte für Schaltgeräte und Smart-Home-Anwendungen (link) fährt zweigleisig, wenn es um Matter geht. Über seine Beteiligung am Wibutler-Betreiber DBT erhält er eine Bridge, die EnOcean-Funkprodukte des Unternehmens mit Matter-Ökosystemen verbindet (siehe Wibutler). Darüber hinaus stellt Eltako aber die Baureihe 64 her, eine Serie dezentraler Aktoren für Schalterdosen und Steckdosen. Sie basiert auf WLAN („Matter over Wi-Fi“) und umfasst derzeit vier Produkte: zwei Stromstoß-Schaltrelais, einen Universal-Dimmaktor und einen Beschattungsaktor.

Als Wi-Fi-Aktoren reagieren die Module auf Matter-Befehle oder reichen Impulse eines per Kabel angeschlossenen Tasters an verbundene Plattformen weiter. Es gibt jedoch eine Besonderheit: Eltako bietet als Ergänzung einen EnOcean-Adapter zum Aufstecken an. Dieser EOA64 ermöglicht es, EnOcean-Produkte wie Funktaster direkt am Aktor anzulernen. Sie erscheinen dann ebenfalls auf Matter-Systemen, weil der Aktor sie als Bridge weiterreicht. Aktuell funktioniert diese Weiterleitung mit EnOcean-Tastern, in Zukunft sollen aber auch andere Produktkategorien unterstützt werden.
Elsner
Der KNX Matter Server von Elsner (link) ähnelt dem Modell von 1Home. Aus gutem Grund: Er ist zugekauft und der mittleständische KNX-Spezialist macht daraus auch kein Geheimnis: „Powered by 1Home“ steht in der Beschreibung (link). Das süddeutsche Familienunternehmen konnte so frühzeitig eine Lösung anbieten und Erfahrungen mit Matter sammeln, ohne in eine risikoreiche und teure Eigenentwicklung investieren zu müssen. Der Funktionsumfang entspricht dem 1Home Server KNX Pro, auch für die Dokumentation und Informationen zur Kompatibilität leitet Elsner auf Internetseiten von 1Home weiter.

Hager

Unter dem Namen Domovea bietet Hager seit vielen Jahren Server für die Steuerung und Visualisierung von KNX-Projekten an. Die jüngste Generation – erhältlich seit April 2025 – verfügt über eine integrierte Matter Bridge. Sie verbindet bis zu 128 KNX-Geräte aus der Installation mit Matter-Ökosystemen wie Amazon Alexa, Apple Home, Home Assistant oder Samsung SmartThings.
Aktuell unterstützt die Bridge folgende Funktionen: Licht (Ein/Aus, Dimmen), Schaltbare Steckdosen, Rollladen/Jalousien (Öffnen/Schließen), Thermostate (ATC, Virtuelles Thermostat) sowie Sensoren (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Binäreingang). Die Auswahl wird in der Bedienoberfläche des Servers getroffen. Was Matter betrifft, gibt es keine Unterschiede zwischen den Modellen Domovea basic (TJAS671) und Domovea plus (TJAS471). Ihre Differenzierung findet auf KNX-Seite statt.
Jung
Im Sortiment von Albrecht Jung (link) ist Matter bislang eine Randerscheinung: Der traditionsreiche Hersteller von Elektrotechnik hat einen Batterie-Taster mit Thread im Programm, hält den Standard aber ansonsten aus seinen Gebäudesystemen heraus. Über den Taster mit Doppelwippe (link) können Jung-Kunden ihre Schalterangebot um die Steuermöglichkeit für Matter-Geräte erweitern – und haben dabei eine Vielzahl von Abdeckungen der Serien LS und A zur Verfügung.

Legrand

Der US-amerikanische Zweig von Legrand (link) nimmt im französischen Elektrokonzern eine Vorreiterrolle ein. Seine Unterputz-Schalter, -Dimmer und -Steckdosen aus der Radiant-Serie sind in Amerika auch mit „Matter over Wi-Fi“ erhältlich. Zwei WLAN-Zwischenstecker für den Einsatz drinnen und draußen ergänzen das Angebot. Im Katalog des Herstellers sind die Matter-fähigen Produkte an den drei führenden Buchstaben WWM in der Typenbezeichnung zu erkennen.
Schneider Electric
Im SE-Konzern (Drayton, Merten, Schneider Electric) fällt dem funkbasierten Nachrüstsystem Wiser Home die Rolle des Brückenbauers zu. Mit dem Wiser Hub 2. Gen und der Wiser Home App (ab Version 7.0.0) steht eine Matter Bridge für Zigbee-Produkte des Herstellers zur Verfügung. Sie unterstützt Komponenten wie Schalt- und Jalousieaktoren, Rauchmelder, Raumsensoren, Thermostate oder Energieverbrauchsmesser. Eine Liste der kompatiblen Produkte ist im Systemhandbuch (link) einsehbar.

Ubisys

Das Gateway G1 von Ubisys (link) war 2022 die erste Matter-zertifizierte Zigbee-Bridge auf dem Markt. Sie verbindet das umfangreiche Sortiment des deutschen Zigbee-Spezialisten mit Matter-Plattformen und reicht auch verbundene Produkte von anderen Herstellern durch. Dabei werden mehr als ein Dutzend Gerätetypen unterstützt – aus den Bereichen Beleuchtung, Schalten, Verschattung, Sensorik und Temperaturregelung (link).
So lässt sich mit Unterputz-Aktoren und Modulen auf der Hutschiene ein funkbasiertes Gebäudenetzwerk aufbauen, das auch energiesparende „Green Power“-Komponenten umfassen kann. Die Automatisierung geschieht vorzugsweise auf dem Gateway mit der Ubisys-App, kann aber auch im verbundenen Matter-Ökosystem erfolgen.
Wibutler
Mit dem Wibutler Pro 2. Gen steht eine weitere professionelle Smarthome-Zentrale in den Startlöchern. Die Matter-Zertifizierung ist nahezu abgeschlossen und wird fürs 2. Quartal 2025 erwartet. Damit lassen sich Partner-Produkte der Wibutler-Plattform (link) auch auf Matter-Systemen nutzen. Die Auswahl reicht von Leuchten der Marke Bega über Eltako-Sensoren und -Aktoren sowie Abluftventilatoren von Maico bis hin zur Viessmann-Heizungsregelung. Mehr dazu an dieser Stelle, wenn das Software-Update da ist.

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