Schemazeichnung der Matter-Bridge-Funktion

Was ist eine Matter Bridge?

Der Smarthome-Standard Matter kennt einerseits Geräte, die sich steuern lassen – Lampen, Steckdosen, Regler, Schalter – und andererseits Controller, die das Sagen haben. Es gibt aber noch eine weitere Kategorie, die funktional dazwischenliegt. Sie kümmert sich um Produkte, die selbst nicht Matter unterstützen, jedoch an eine entsprechende Steuerung angeschlossen werden sollen. Das Bindeglied, das diese Verbindung zu Matter-Systemen ermöglicht, heißt Bridge (engl. Brücke).

Die Matter Bridge verbindet das sogenannte Matter Fabric mit Geräten oder Netzwerken,
die den Standard nicht von Haus aus unterstützten.

Digitaler Brückenschlag

Die Matter-Bridge ist seit Version 1.0 als eigene Produktklasse im Standard vorgesehen. Ihre Aufgabe besteht darin, „fremde“ Technologien so zu übersetzen, dass Matter sie verstehen kann. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Smarthome-Standards, denn nicht jeder, der bereits Geräte angeschafft hat, will diese ausmustern und gegen neue Matter-kompatible Versionen ersetzen.

Das Prinzip existiert, seit es drahtlose Smarthome-Installationen gibt: Da IP-Geräte wie Computer oder Smartphones mit den meisten Gebäudefunkstandards nichts anzufangen wissen, benötigten solche Funksysteme schon immer eine Basisstation. Ob EnOcean, Homematic, Z-Wave, Zigbee oder ein anderes Protokoll: Die Steuerung vom IP-Netzwerk aus klappt nur mit einer Zentrale als Übersetzer.

Einige Firmen nennen dieses Gerät Bridge – wie Signify im Falle seines Zigbee-Lichtsystems Philips Hue. Andere sagen auch Gateway oder Hub dazu. Nicht selten kann die Zentrale viel mehr, als nur Kontakt zum heimischen IP-Netzwerk des Routers herstellen. Die Anbieter bringen Smarthome-Funktionen wie die Automatisierung darin unter, machen sie zum „Gehirn“ ihres Systems.

Funktion und Gerät

Dieser Punkt ist wichtig fürs Verständnis einer Matter-Bridge. Denn die Brückenfunktion kann in eine Funkzentrale eingebaut sein, sie muss es aber nicht. Genauso gut lässt sie sich in andere Geräte integrieren. Ein Beispiel dafür ist die DALI-to-Matter-Bridge von Innovation Matters. Sie macht eine Lichtinstallation im professionellen DALI-Standard kompatibel zum Matter-Standard, indem sie deren verkabelte Leuchten übers WLAN mit dem IP-Netzwerk erbindet. Tridonic geht einen ähnlichen Weg, nur mit dem von Matter unterstützten Funkprotokoll Thread als Brückentechnologie.

Umgekehrt muss eine Funkzentrale, die den Matter-Standard unterstützt, nicht zwangsläufig eine Matter-Bridge sein. Prominentes Beispiel dafür ist SmartThings. Die Smarthome-Hubs des Systems sind Matter-Controller und können neben Z-Wave- und Zigbee-Produkten auch Matter-Geräte unter ihre Fittiche nehmen. Die SmartThings-App steuert dann alle gemeinsam. Anders als Matter-Produkte lassen sich die Z-Wave- und Zigbee-Kollegen aber nicht für weitere Matter-Systeme freigeben.

Bedeutet: Ein Bewegungsmelder, der via Zigbee-Funk am SmartThings-Hub hängt, oder ein Zwischenstecker mit Z-Wave-Verbindung, stehen nur dem SmartThings-System selbst zur Verfügung. Die Zentrale reicht sie nicht an andere Ökosysteme wie Apple Home oder Google Home weiter – weil ihr die entsprechende Funktion fehlt. Samsung könnte sie zu einem späteren Zeitpunkt per Software-Update nachliefern – wie bei der Unterstützung fremder Matter-Bridges bereits geschehen. Diese lassen sich seit einem Update Anfang September 2023 in SmartThings verwenden.

Keine Bridge: Zigbee-Geräte lassen sich am SmartThings-Hub nicht für Matter freigeben. Das geht nur mit Matter-fähigen Produkten (rechts).

Nicht auf jeder Plattform

Es wird aber noch komplizierter, weil nicht jedes Matter-Ökosystem, das den Standard nutzt, auch eine vollständige Unterstützung für Matter-Bridges bieten muss. Die Zertifizierung prüft, was Endgeräte leisten. Sie lässt den Controllern, die damit arbeiten, aber viel freie Hand. Die großen Plattformen Amazon Alexa, Apple Home, Google Home und Samsung SmartThings setzen deshalb eigene Prioritäten, was den Einsatz von Bridges unter Matter angeht.

Beispiel: Das Ubisys-Gateway G1 und seine verbundenen Endgeräte erscheinen in den Matter-Ökosystemen ganz unterschiedlich – je nachdem, an welche Plattform das G1 seine Zigbee-Produkte gerade vermittelt. Während einer Momentaufnahme im August 2023 sah die Unterstützung der Ubisys-Bridge wie folgt aus:

Matter-
Ökosystem
G1-Gateway
erkannt
Endgeräte
verfügbar
Automation
per App
Amazon Alexaneinneinnein
Apple Homejajaja
Google Homejajanein
SmartThingsjaneinnein

Diese Tabelle ist stark vereinfacht, weil in der Praxis die Unterstützung auch vom Endgeräte-Typ abhängt. So funktionieren etwa Ein-/Ausschalter für Licht in einem System, in einem anderen nicht. Präsenzmelder lassen sich mal in der App programmieren, mal nicht. Multi-Sensoren für Bewegung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit stehen teilweise nur eingeschränkt zur Verfügung – weil der Controller lediglich einen oder zwei der möglichen Datensätze nutzt. Das ist nicht immer ein Bridge-Thema, denn manche Matter-Ökosysteme unterstützen bestimmte Produktkategorien bislang gar nicht – egal ob sie per Bridge, WLAN oder Thread zur Verfügung gestellt werden. Alle Unterschiede im Detail herauszuarbeiten, würde diesen Beitrag sprengen, zumal sich der Zustand mit einem Software-Update jederzeit ändern kann.

Die Bridge-Fuktionen des G1-Gateways hängen vom Ökosystem ab. Bild: matter-smarthome.de

Typische Matter-Bridges

Einige Hersteller bieten Bridge-Funktionen bereits in ihren Produkten an – oder stehen kurz davor. Der folgende Überblick nennt Beispiele, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dazu ist die Entwicklung im Matter-Standard zu dynamisch. Zeitpläne können sich ändern, neue Produkte hinzukommen oder bereits angekündigte gestoppt werden. Auch sind die Anbieter offenbar nicht verpflichtet, alle Gerätekategorien des Matter-Standards vollständig zu übermitteln. Manche Firmen geben Funktionen nur schrittweise frei oder beschränken die Auswahl auf bestimmte Produkte.

  • Aqara Hub M1S(Beta) und M2: Die Aqara-Zentralen spiegeln Zigbee-Produkte, die am Hub angemeldet sind, an Matter-Ökosysteme. Auf diese Weise lassen sich etwa Sensoren und Zwischenstecker, aber auch das Zigbee-Türschloss U100 von Aqara in Apple Home, Google Home und SmartThings nutzen.
  • Innovation Matters: Wie der Name sagt, verbindet die DALI-to-Matter-Bridge des österreichischen Herstellers eine Lichtinstallation, die das professionelle Digital Addressable Lighting Interface (DALI) verwendet, mit Matter-Systemen.
  • Philips Hue Bridge: Die Zentrale des Lichtsystems zählt zu den am längsten erwarteten Matter-Bridges. Entwickler könnten eine Beta-Version der Matter-fähigen Software seit Herbst 2022 testen (link) und ihre Zigbee-Leuchtmittel an der Bridge in Matter-Ökosysteme spiegeln. Die offizielle Freigabe ist für September 2023 geplant.
  • SwitchBot Hub 2: Im ersten Schritt vermittelt die Bluetooth-Zentrale von Switchbot die hauseigenen Beschattungsprodukte wie SwitchBot Curtain und SwitchBot Blind Tilt an Matter-Systeme. Weitere Produktkategorien sollen folgen.
  • Ubisys Gateway G1: Als erste Matter-Bridge überhaupt unterstützte das Zigbee-Gateway den Standard von Anfang an. Die Zahl verbundener Produktkategorien wird per Software erweitert. So will der Hersteller in Kürze auch seine Thermostate, Unterputz- und Reiheneinbaumodule sowie batterielosen Funktaster für Matter freigeben.

Einen umfangreichen Überblick der aktuellen Modelle liefert die Übersicht Matter-kompatibler Geräte (Kategorie Matter-Bridges in der Tabelle).


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