Den Monaten Januar bis März 2023 fiel im Matter-Kalender eine besondere Bedeutung zu. Für das erste Quartal des Jahres hatten etliche Hersteller ihr Software-Update oder den Verkaufsstart neuer, Matter-zertifizierter Produkte angekündigt.
Die Zeit ist vergangen und es passierte nicht viel. Manche Firmen korrigierten ihre Aussagen im Jahresverlauf nach hinten, andere nennen auf Nachfrage gar keinen Termin für die Veröffentlichung mehr. Hier kommt ein Überblick der aktuellen Ankündigungen, Stand Ende März 2023. Bei Bedarf werden neue Termine nachgetragen oder vorhandene aktualisiert.
Wer verschiebt? Und wie viel?
- Amazon: Auf das erste Update im Dezember 2022 sollte ein zweites folgen, das Matter über Thread auf Echo-Modelle und das WLAN-Mesh-System Eero bringt. „Früh im neuen Jahr“, hieß es während des Launch Events im November. Zur Elektonikmesse CES im Januar wurden Amazon-Mitarbeiter dann mit einem neuen Termin „im Frühjahr“ zitiert. Dem hat das Unternehmen auf Nachfrage nichts hinzuzufügen. Astronomisch gesehen endet das Frühjahr erst am 21. Juni. Update vom 2. Mai 2023: Amazon hat Matter über Thread auf dem Echo 4 freigeschaltet, neue Echo-Modelle hinzugefügt und unterstützt den Standard nun auch in seiner Alexa-App für iOS.
- Aqara: Zwei Funksensoren mit dem Thread-Protokoll – der Tür-/Fensterkontakt P2 und der Bewegungsmelder P2 – waren für Anfang 2023 geplant. Auf Nachfrage nennt der Hersteller das dritte Quartal 2023 als neuen Termin. Zuvor ist noch das Update für den Smarthome-Hub M1S dran – voraussichtlich im zweiten Quartal. Die Matter-Software für den M2 wurde bereits ausgeliefert – zwei Monate später als vorgesehen.
- Belkin: Drei angekündigte Matter-Produkte aus dem Wemo-Sortiment werden vorerst nicht auf den Markt kommen. Das Unternehmen hat die Entwicklung des Zwischensteckers, Dimmers und Lichtschalters gestoppt, um sich strategisch neu auszurichten. Zu weiteren Plänen ist noch nichts bekannt.
- Eve Systems: Mit dem Verkaufsstart seines zertifizieren Eve Energy am 28. März 2023 bleibt der Anbieter im angekündigten Zeitplan. Der Thread-Zwischenstecker ist bereits erhältlich. Die beiden weiteren für diesen Tag angekündigten Produkte verzögern sich nur um zwei Wochen: Eve Door & Window sowie Eve Room sollen am 17. April auf den Markt kommen. Dann endet auch der Beta-Test für Early-Adopter. Alle bestehenden Nutzerinnen und Nutzer der drei oben genannten Thread-Produkte können ab diesem Termin das Software-Update für Matter auf ihren Geräten installieren. Update vom 20. April 2023: Es hat zwei Tage länger gedauert, aber die angekündigten Software-Updates für bestehende Produkte sind nun verfügbar.
- Flic: Mit ihrer Ankündigung im August 2022 zählten Shortcut Labs aus Schweden zu den Ersten, die eine Integration für das 1. Quartal 2023 in Aussicht stellten. Laut FAQ auf der Website gilt der Termin für die Smart-Buttons der Marke Flic noch immer. Auf Nachfragen hat das Unternehmen nicht reagiert. Update vom 12 April 2023: Der Veröffentlichungstermin auf der Webseite wurde stillschweigend geändert. Es heißt dort nun 2023 – ohne Angabe eines Quartals oder Monats (link).
- Philips Hue: Allen experimentierfreudigen Matter-Fans steht eine Beta-Firmware für die Hue-Bridge schon länger zur Verfügung. Der offizielle Starttermin im ersten Quartal verstreicht allerdings. Per E-Mail teilte Hersteller Signify mit: „Wir setzen bei Philips Hue stets auf eine überzeugende Qualität, um die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen. Daher werden wir uns etwas mehr Zeit als ursprünglich geplant für das Software-Update der Philips Hue Bridge nehmen, bevor wir es allen Verbrauchern zur Verfügung stellen.“ Weitere Informationen sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Update vom 31. August 2023: Die Veröffentlichung ist für September 2023 angekündigt.
- Nanoleaf: Der Vorverkauf zweier Matter-Produkte hat begonnen. Die Thread-Lampe und der Thread-Lightstrip aus der Essentials-Serie können im Shop des Unternehmens vorbestellt werden. Ihre Auslieferung Mitte April wird den angekündigten Starttermin im ersten Quartal nur knapp verfehlen. Weitere Matter-fähige Leuchtmittel wie der Essentials-Spot mit GU10-Sockel und die Einbauleuchte werden erst Ende 2023 erscheinen.
- Wiz: Laut Hersteller kommen alle Wiz-Produkte, die ab September 2021 eingeführt wurden, zumindest technisch für ein Firmware-Update infrage. Bei verschiedenen Gelegenheiten hieß es, die Auslieferung der Matter-Software solle kurz nach dem offiziellen Start des Standards erfolgen. Auch fünf Monate danach steht sie aber noch aus. Eine Anfrage an das Unternehmen läuft. Update vom 22. April 2023: Wiz hat offenbar begonnen, für erste Modelle das Update auszuliefern. Kompatible Lampen lassen sich nun in der Wiz App v2 zu Matter-Systemen hinzufügen (im Menü Einstellungen unter „Integrationen“).
Was dauert so lange?
Dass angesichts dieser Verzögerungen leicht der Eindruck entsteht, Matter komme nicht vom Fleck, ist verständlich. Zum Launch im November hörten sich die Zeitpläne noch optimistischer an. Allerdings gibt die standardisierende CSA zu bedenken: „Die formelle Veröffentlichung des Standards nach Genehmigung durch die Mitglieder der Arbeitsgruppe ist ein normaler Teil des Entwicklungsprozesses“.
Michelle Mindala-Freeman, Marketing-Chefin der Connectivity Standards Alliance erklärt: „Die formelle Einführung und Veröffentlichung ermöglichte es den Unternehmen, ernsthaft damit zu beginnen, Matter in ihre Produktzyklen und -planungen zu integrieren. Wie das geschieht, wird natürlich von der Strategie jedes Unternehmens bestimmt.“ Bedeutet: Es kann dauern, bis alle die Technologie umgesetzt haben. Ein paar Monate sind wahrscheinlich keine lange Zeit in so einem Mammutprojekt. „Matter ist ein langfristiges Spiel für die Industrie und wird in die natürlichen Produktkreisläufe der Mitgliedsunternehmen integriert, von Chips über Plattformen bis hin zu Endgeräten“, ergänzt sie.
Das Interesse der Industrie scheint dabei ungebrochen: „Seit November wurden mehr als 750 Produkte und Apps zertifiziert, über 300 Mitgliedsunternehmen auf Ebene der Participants engagieren sich in der Arbeitsgruppe und neun Teams arbeiten an neuen Gerätetypen“, so Mindala-Freeman. Auch wenn man bedenkt, dass es sich bei nicht wenigen der 750 Produkte um Modellvarianten handelt, wirkt die Zahl beeindruckend. Jetzt müssen die Firmen ihr Sortiment nur noch auf die Straße bringen – und etwas Erwartungsmanagement betreiben. Zurückhaltende Prognosen oder gar keinen Termin zu nennen, ist dabei vielleicht besser, als die selbst gesetzten Hürden immer wieder zu reißen.
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