Der Smarthome-Standard Matter schafft eine herstellerübergreifende Basis für vernetzte Geräte im Haushalt. Version 1.0 wurde im Oktober 2022 verabschiedet und kommt in ersten Produkten bereits zum Einsatz. Die Einführung läuft schrittweise ab, weil Hersteller bestehende Geräte aktualisieren oder neue Produktversionen auf den Markt bringen müssen, um den Standard zu unterstützen. Deshalb gibt es diese Seite hier. Sie fasst die aktuellen Entwicklungen rund um Matter zusammen und beantwortet die häufigsten Fragen (FAQ = Frequendly Asked Questions).

Die FAQs zum Standard:
Was genau ist Matter?
Matter ist ein herstellerübergreifender Verbindungsstandard für das Smarthome. Sein Ziel: die Kommunikation von Geräten zu vereinfachen und zu verbessern. Mit Matter (link) soll die nervige Suche nach kompatiblen Smarthome-Produkten ein Ende haben. Egal, welcher Herkunft: Lampen, Thermostate, Zwischenstecker, Sensoren und andere Komponenten lassen nach Belieben miteinander kombinieren – sofern sie dem Matter-Standard entsprechen.
Was ist Matter nicht?
Der Standard ist kein Allheilmittel, das alle Wünsche im Smarthome erfüllt und das Angebot am Markt komplett vereinheitlichen wird. Er kann die Produktauswahl erleichtern, weil ein und dasselbe Gerät in mehreren Systemen funktioniert. Ein Zwischenstecker, der auf Amazon Alexa hört, harmoniert zum Beispiel auch mit Apple Home, Google Home, SmartThings oder einer anderen kompatiblen Lösung. Die Unterschiede zwischen diesen Systemen bleiben aber bestehen.
Matter legt einen Grundumfang an Funktionen fest, den alle Anbieter von zertifizierten Matter-Produkten unterstützen müssen. Die Hersteller sind aber frei darin, über diese Anforderungen hinauszugehen. Mit ihren Apps und Steuerzentralen können sie eigene Funktionen realisieren und sich damit von den Wettbewerbern unterscheiden.
Was definiert der Standard?
Matter setzt mit seiner Standardisierung auf verschiedenen Ebenen an. Zuallererst handelt es sich um ein Verbindungsprotokoll, das regelt, wie Geräte miteinander kommunizieren. Eine Art Sprache, die für Verständigung sorgt – und zwar über Herstellergrenzen hinweg.
Die grundlegende Steuerung muss lokal erfolgen, das heißt ohne Beteiligung des Internets. Cloud-Dienste der Hersteller sind aber weiter zulässig, und teilweise auch notwendig, etwa um Geräte von unterwegs aus per App zu bedienen.
Jedes Matter-Gerät verfügt über einen individuellen Einrichtungscode, bestehend aus elf Ziffern. Er liegt dem Produkt normalerweise in Papierform bei oder kann als Etikett aufgeklebt sein. Üblich ist die Form als QR-Code, der sich mit der Smartphone-Kamera abscannen lässt.
Bei der Installation baut das Gerät mithilfe des Einrichtungscodes eine verschlüsselte Verbindung zum Netzwerk auf. Auch später läuft die Kommunikation verschlüsselt ab, ein wesentliches Sicherheitsmerkmal des Standards. Die Matter-Erfinder haben sich Mühe gegeben, das Hacken von Geräten zu erschweren, wenn nicht ganz unmöglich zu machen.
Wer unterstützt Matter?
Matter geht auf eine gemeinsame Initiative von Amazon, Apple, Comcast, Google, SmartThings und der damaligen Zigbee Allianz zurück. Die Gründungsmitglieder riefen Ende 2019 ein Projekt namens Connected Home over IP ins Leben, später auch unter dem Kürzel CHIP bekannt. Andere Unternehmen traten bei und mittlerweile zählt die Arbeitsgruppe über 300 Mitglieder. Tausende Ingenieure und Softwareentwickler arbeiten weltweit an dem Standard. Als ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist der Software-Code entstanden, der quelloffen (open source) und damit für jedermann frei zugänglich ist (link).
Im Mai 2021 wurden erste Spezifikationen festgelegt – zusammen mit einem neuen Namen. Das Projekt CHIP heißt seither Matter. Parallel dazu hat sich die Zigbee Alliance in Connectivity Standards Alliance umbenannt (CSA, link). Als Dachorganisation verwaltet sie neben dem Zigbee-Standard in seinen verschiedenen Ausprägungen auch das Matter-Projekt. Außerdem ist die CSA für die Zertifizierung von Produkten zuständig. Denn ehe Geräte ein offizielles Matter-Logo tragen dürfen, müssen sie Tests in autorisierten Prüfinstituten absolviert haben.
Welche Technik nutzt Matter?
Die Kommunikation zwischen Geräten in Matter basiert auf dem Internet-Protokoll (IP). Folglich sind auch die vorgesehenen Übertragungsprotokolle IP-basiert. Geräte, die dem Matter-Standard entsprechen sollen, verwenden mindestens eine der drei folgenden Möglichkeiten:
Ethernet-/LAN-Kabel (IEEE 802.3)
WiFi / WLAN (IEEE 802.11)
Thread (IEEEE 802.15.4)
Als vierter Standard ist außerdem Bluetooth Low Energy (BLE) vorgesehen. Mit seiner Hilfe kann ein Smartphone oder Tablet während der Installation den ersten Funkkontakt zum Matter-Gerät aufnehmen. Es überträgt dann die Zugangsdaten fürs WLAN per Bluetooth zum Gerät, damit dieser sich im Heimnetzwerk anmelden kann. Das funktioniert auch mit sogenannten Border-Routern für ein Thread-Netzwerk.
Welche Gerätetypen gibt es in Matter?
Die erste Version des Matter-Standards, veröffentlicht im Oktober 2022, unterstützte eine Auswahl von Produktgruppen:
Licht (Lampen und Schalter)
Strom (Steckdosen und Schalter)
Heizung/Klima (Thermostate und Regler)
Beschattung (Jalousien, Rollläden)
Sensoren (Bewegung und Öffnung)
Türschlösser (Smart Locks)
Media-Player (für Streaming)
Bridges (für Zigbee, Z-Wave etc.)
Mit der Version 1.2 im Oktober 2023 kamen neun weitere hinzu: Kühlschränke, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Luftreiniger, Raumklimageräte, Saugroboter, Ventilatoren, Luftqualitäts-Sensoren sowie Geräte für Rauch- und Kohlenmonoxid-Alarm. Weitere sind laut CSA in Arbeit (link), allerdings gibt es noch keine Informationen darüber, wann sie veröffentlicht werden. Zu den geplanten Lösungen zählen: Kameras, E-Auto-Ladefunktion, Energie- und Wassermanagement, Heimrouter und Access Points, TV-Geräte.
Hinzu kommen sogenannte Controller. Ein Matter-Controller hat die Aufgabe, neue Geräte zu installieren und das eingerichtete Smarthome zu steuern. Die Funktion kann in eine Funkzentrale wie den SmartThings-Hub integriert sein, aber auch in Smart Speaker (Amazon Echo, Apple HomePod) oder smarte Displays wie den Google Nest Hub (2. Gen.). Zur Bedienung gibt es eine App des jeweiligen Herstellers.
Benötige ich für Matter neue Geräte?
Das kommt darauf an. Ein Teil der existierenden Produkte kann Software-Updates erhalten, um sie kompatibel mit den Matter-Spezifikationen zu machen. Das betrifft zum Beispiel Lösungen mit eigener Funkbridge wie Philips Hue oder die Smarthome-Hubs von Aqara und SmartThings. Hier muss nur die Zentrale passend gemacht werden. Die damit verbundenen Geräte können weiter eigene Funkstandards nutzen, also etwa Zigbee oder Z-Wave.
Produkte, die ohne Vermittler mit dem Smart Home kommunizieren – etwa per WLAN oder Thread – benötigen selbst ein Update. Ob dieses technisch möglich ist und vom Hersteller angeboten wird, kommt auf den Einzelfall an. So müssen unter anderem genug Speicher und Prozessorleistung auf dem Gerät vorhanden sein, um das Update auszuführen (siehe Eve).
Prinzipiell gilt: Matter benötigt einen IP-Transport-Layer, auf dem es läuft. Funkprotokolle wie Z-Wave oder Zigbee unterstützen keinen IP-Transport der Datenpakete und werden den Standard daher auch nicht direkt unterstützen können.
Was ist ein zertifiziertes Matter-Produkt?
Der Software-Code des Matter-Standards stehlt allen Entwicklern kostenlos zur Verfügung. Als Open-Souce-Projekt sind die Dateien auf dem Online-Portal GitHub veröffentlicht (link). Das heißt: Jeder kann Geräte damit entwickeln. Allerdings gibt es in diesem Fall auch keine Garantie, dass alles standardkonform umgesetzt wird. Diese Sicherheit bieten nur zertifizierte Matter-Produkte, die eine Reihe von Prüfungen bei offiziellen Stellen durchlaufen haben.
Auch bestimmte Sicherheitsfunktionen des Standards wie der Distributed Compliance Ledger (DCL) stehen nur mit zertifizierten Produkten zur Verfügung.
Welche Matter-Produkte sind bereits erhältlich?
Die ersten offiziellen Endgeräte kamen im Frühjahr 2023 auf den Markt. Wegen einiger Verzögerungen wurde der Matter-Standard erst im Oktober 2022 fertig. Die Markteinführung mancher Hersteller verschiebt sich deshalb nach hinten. Einen Überblick der geplanten und bereits erhältlichen Hard- und Software gibt die
Übersicht Matter-kompatibler Geräte und Produkte
Womit bediene ich Matter-Geräte?
Mit einer Steuerung, die Matter unterstützt. Bislang gibt es vier große Smarthome-Ökosysteme, die den Standard in ihre Apps und Produkte integriert haben:
Amazon Alexa
Apple Home (HomeKit)
Google Home und
SmartThings von Samsung
Darüber hinaus wird es weitere Lösungen geben, die als Matter-Controller dienen – auch solche von unabhängigen Programmierern oder Open-Source-Projekten. Ein Beispiel dafür ist die Software Home Assistant, die mit Version 2022.11 den Standard integriert hat.
Was ist der Multi-Admin-Betrieb?
Ein Vorteil von Matter gegenüber bisherigen Lösungen wie Apple HomeKit oder SmartThings von Samsung: Lichter, Schalter, Sensoren und andere Produkte können über mehrere Systeme parallel erreichbar sein. Sie sind nicht mehr exklusiv an eine Steuerung gebunden.
So lassen sich etwa Geräte, die mit einem iPhone zu Apple Home hinzugefügt wurden, im Haushalt auch von Familienmitgliedern mit der Google-Home-App auf ihrem Android Smartphone bedienen. Jedes Matter-fähige Smarthome-Ökosystem verfügt zu diesem Zweck über einen Kopplungsmodus.
Dabei wird das installierte – und von der ersten Plattform aus erreichbare Gerät – per App in einen zeitweisen Verbindungsmodus versetzt. Das bedienende Smartphone zeigt solange einen individuellen QR- oder Zifferncode an, der sich zur Installation im neuen System verwenden lässt. Anschließend haben beide gleichermaßen Zugriff auf das Gerät. Der Vorgang lässt sich mit weiteren Matter-Steuerungssystemen wiederholen.
Was ist der Distributed Compliance Ledger (DCL)?
Matter nutzt sogenannte Blockchain-Technologie, um Produkte vor Manipulation zu schützen. Von der Herstellung über die Zertifizierung bis hin zu späteren Firmware-Updates werden Änderungen an der Gerätesoftware in einem digitalen, dezentralen Verzeichnis gespeichert.
Dieser Distributed Compliance Ledger (DCL) ist ein Netzwerk von Internet-Servern, die verschlüsselt miteinander kommunizieren und von Matter-Controllern abgefragt werden können. Mehr dazu im Beitrag über die Sicherheitsfunktionen von Matter.
Was ist ein Matter-Fabric?
Geräte, die zu einem Matter-Smarthome hinzugefügt werden, bilden ein gemeinsames Fabric. Im selben Fabric vertrauen Sie einander und können verschlüsselt miteinander kommunizieren. Ein Controller, etwa das Smartphone, entscheidet bei der Installation, welchem Fabric sie beitreten. So erzeugt jedes Smarthome-Ökosystem zu Hause sein eigenes Fabric. Eine ausführliche Erklärung liefert der Hintergrundartikel zu Matter-Fabrics.
Was ist eine Matter-Bridge?
Der Matter-Standard sieht bislang drei Netzwerk-Technologien für die Verbindung von Geräten vor: Ethernet, WLAN und Thread. Hersteller, die ein anderes Verfahren nutzen, können ihre Geräte aber trotzdem für Matter-Systeme erreichbar machen – mit einer Bridge (engl. für Brücke). Sie übersetzt die Signale des fremden Verbindungsstandards in die IP-Sprache von Matter.
Die Bridge-Funktion kann dabei in eine Zentrale (Hub) eingebaut sein oder sich in anderen Geräten des Herstellers befinden. Sie kommuniziert einerseits per Ethernet (LAN) oder Wi-Fi (WLAN) mit Matter-Systemen und stellt auf der anderen Seite eine Verbindung zur verwendeten Technologie des Herstellers her. Typisch sind zum Beispiel Bridges für das Funkprotokoll Zigbee oder die professionelle Lichtsteuerung DALI. Mehr Informationen liefert Hintergrund-Artikel zum Thema.
Wird Matter andere Smarthome-Systeme ersetzen?
Nein, weil Matter kein Smarthome-System ist. Der Standard verbindet zwar Geräte im Haushalt, hat mit deren Automatisierung und Steuerung aber wenig bis gar nichts zu tun. Für solche Aufgaben ist weiterhin ein übergeordnetes System nötig, das dann Matter-kompatibel ist.
Von ihm kommen im Wesentlichen die Regeln und Verknüpfungen (Ausnahme: Matter-Bindings). Es stellt Bedienoberflächen oder eine Sprachsteuerung zur Verfügung. Im Prinzip: All das, was Amazon Alexa, Apple HomeKit, der Google Assistant, SmartThings & Co. auch früher schon getan haben, nur eben jeder für sich und ohne gemeinsamen Verbindungsstandard.
Was bedeutet Matter für die Hersteller?
Die Entwicklung für Smarthome-Ökosysteme wie Amazon Alexa, Apple Home oder SmartThings wird einfacher. Statt jedes Produkt individuell an die Systeme anpassen zu müssen, genügt Matter, um für eine weitgehende Kompatibilität zu sorgen.
Allerdings entbindet der Standard Unternehmen nicht davon, für systemspezifische Extras zusätzliche Arbeit zu leisten. Wer neben dem Matter-Logo auch ein Label wie „Works with Alexa“ oder „Works with Apple Home“ auf die Verpackung drucken möchte, muss die Anforderungen des jeweiligen Entwicklerprogramms erfüllen.
Die Standardisierung der Matter-Plattform kann außerdem dazu führen, dass typische Smarthome-Produkte wie Sensoren, Zwischenstecker, Leuchtmittel, Türschlösser oder Thermostate für Konsumenten austauschbarer werden. Wenn es keinen Grund gibt, zu einem höherwertigen Gerät zu greifen, bekommt vielleicht der Billigste den Zuschlag.
So ist eine Zweiteilung des Marktes denkbar: auf der einen Seite das günstige Matter-Basissortiment. Und auf der anderen Seite hochwertige Produkte mit spezieller Ausstattung, besonderer Verarbeitungsqualität oder exklusiven Materialien, die sich Käufer dann auch mehr kosten lassen. Hersteller, die am Markt bestehen wollen, müssen sich stärker als bisher über den Mehrwert definieren, den ihr Produkt gegenüber der breiten Masse liefert.
Wird Matter sich durchsetzen?
Das kann aktuell noch niemand sagen. Die Chancen stehen jedoch gut. Für Matter spricht die Marktmacht der beteiligten Unternehmen, die sich trotz aller Konkurrenz zusammengerauft haben. Eine Smarthome-Initiative dieser Größe und mit solchem Einfluss hat es wahrscheinlich noch nie gegeben.
Da die Spezifikationen offen liegen und keine Lizenzgebühren auf verkaufte Geräte anfallen (nur die Zertifizierung kostet den Hersteller Geld), könnte das zu einem Boom an neuen Geräten und spannenden Anwendungen führen. Zumindest hoffen das die beteiligten Unternehmen. Wie groß die Erwartungen sind, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass sich auch Unternehmen aus der professionellen Gebäudetechnik intensiv mit Matter beschäftigen.
Zuletzt aktualisiert am 23. Oktober 2023, 14:30h MESZ
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