Matter ist mit seinem Ansatz, Geräte im Smarthome über eine gemeinsame Sprache zu verbinden, nicht allein. Es gab schon früher Anläufe, so ein herstellerübergreifendes Protokoll zu schaffen. Eine der ältesten Initiativen dieser Art ist die Open Connectivity Foundation, kurz OCF (link).
OCF entstand 2016 aus dem Zusammenschluss mehrerer Firmen-Allianzen. Das Open Internet Consortium (OIC) – 2014 gegründet von Intel, Samsung, Dell und Chiphersteller Broadcom – fusionierte damals mit dem UPnP-Forum (Microsoft, Nokia, Siemens, Samsung, Sony …) sowie der Allseen Alliance (Alljoyn) von Electrolux, Canon, Cisco, LG, Samsung und weiteren. Dass einige der Unternehmen bereits an allen drei Allianzen beteiligt waren und die Standardisierung von IoT-Geräten einen Open-Source-Ansatz verfolgte, erleichterte die Zusammenarbeit.
Auf der CES 2020 in Las Vegas präsentierte die Open Connectivity Foundation dann ihren „weltweit ersten internationalen Standard für das Smart Home“. Mitglieder wie BSC Computer, Haier, LG und Samsung demonstrierten Betaversionen ihrer Produkte – darunter Fernseher und Tablets, aber auch Hausgeräte wie Klimaanlagen und Saugroboter. Der Anspruch, dass OCF unabhängig vom Transportmedium funktioniert, klang vielversprechend. Dank plattformneutraler Verschlüsselung sollte eine sichere Kommunikation außer per WLAN und LAN auch über Bluetooth, EnOcean, Zigbee und Z-Wave möglich sein – sowohl lokal vor Ort als auch via Cloud-Server im Internet. 2021 wurde außerdem die Entwicklung einer Chip-Plattform für das Funkprotokoll Thread angekündigt.
OCF erweitert sein Framework um eine Matter-Bridge
Der große Produktansturm blieb bislang allerdings aus. Die OCF nennt auf ihrer Webseite aktuell nur ein paar Dutzend zertifizierte Produkte (link), weist aber darauf hin, dass die Liste unvollständig sei, weil manche Firmen diese Information lieber für sich behalten. Darum ist es interessant, dass die Open Connectivity Foundation nun eine Matter-Bridge ankündigt (link). Ein Update des Software-Frameworks (2.2.7, link) ermöglicht es, dass Matter-Produkte und OCF-Produkte im selben Smarthome koexistieren und interagieren. Das erscheint nur logisch, da beide Lösungen im Prinzip dasselbe Ziel verfolgen. Auch die Open Connectivity Foundation standardisiert Dinge, die zu den prinzipiellen Vorteilen von Matter gehören:
- Authentifizierung: Grundlage jeder IoT-Sicherheit ist die nachgewiesene Identität von Geräten. OCF unterstützt dies, ähnlich wie Matter, über digitale Zertifikate in jeden Endpunkt – auf Endgeräten ebenso wie in Gateways und Cloud-Diensten. Auch die verwendete asymmetrische Kryptografie und die von Public-Key-Infrastruktur (PKI) des Ökosystems ähneln sich.
- Inbetriebnahme: Der OCF-Standard bietet sichere Mechanismen für die Autorisierung, um Gefahren während des Onboarding-Prozesses einzudämmen. Beim Hinzufügen neuer Geräte oder Dienste müssen sich diese für einen Zugriff auf die übrigen Ressourcen identifizieren und umgekehrt. Über Zugriffskontrolllisten und Berechtigungen lässt sich ihr Einsatz kontrollieren.
- Kommunikation: Sensible Informationen werden mit den Sicherheitsprotokollen TLS und DTLS verschlüsselt, um sie für Unbefugte unzugänglich zu machen. Es gibt restriktive Standardrichtlinien für den Datenverkehr im Netzwerk – zum Schutz vor unbeabsichtigten oder böswilligen Denial-of-Service-Angriffen (DoS) auf das Smarthome.
- Updates: Die OCF-Spezifikation unterstützt Aktualisierungen der Geräte-Firmware, um nachträglich entdeckte Schwachstellen zu beheben oder gefährliche Produkte auszuschließen. Über einen Online-Speicher, das OCF Conformance Management System (OCMS) lässt sich der Zertifizierungsstatus eines zertifizierten Geräts ermitteln, einschließlich seiner Sicherheitseigenschaften und der OCF-Version, nach der es zertifiziert wurde. Das erinnert an den Distributed Compliance Ledger (DCL) im Matter-Standard.
In einem Punkt unterscheiden sich die Datenmodelle jedoch deutlich: Matter-Geräte bilden bei der Installation eine vertrauenswürdige Gruppe, das sogenannte Fabric. Matter-Fabrics sind logische Sammlungen von miteinander kommunizierenden Knoten (Nodes), die sich ein gemeinsames Stammverzeichnis und eine gemeinsame Konfiguration teilen. Daher kann ein Matter-Node mehreren Fabrics beitreten und mehrere Node-IDs für jedes einzelne Fabric speichern. In OCF gibt es dazu kein Äquivalent. Darum lassen sich im Bridge-Betrieb die IDs für Fabric und Node auf Matter-Seite nicht einfach ins Datenmodell von OCF übersetzen.
Unterstütztung für fünf Geräteklassen aus Matter 1.0
Stattdessen werden die einzelnen Cluster von Matter-Gerätetypen – etwa an/aus und Helligkeit bei einem dimmbaren Licht – auf die entsprechenden Ressourcen bei OCF „gemappt“. Vorausgesetzt natürlich, dass es diese Entsprechung aufseiten der Open Connectivity Foundation gibt. Laut Secure IP Device Framework der OCF ist das bislang nur bei fünf Matter-Geräteklassen der Fall: ein-/auschaltbare Lichter, dimmbare Lichter, schaltbare Zwischenstecker, Thermostate und Lüfter/Ventilatoren. Technisch gehen befindet sich das Framework noch auf Matter-Version 1.0. Aber ein Anfang ist gemacht. Und die Matter-Ökosysteme werden ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut.
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