Symbol-Grafik für Matter-Bindings

Was ist ein Matter Binding?

Neben der Steuerung per Smarthome-Hub gibt es im Matter-Standard noch ein weiteres Verfahren: die Automatisierung mit sogenannten Bindungen (Bindings). Dabei kommunizieren Endgeräte (Endpoints) in einer Matter-Installation direkt miteinander. Sie tauschen – zum Beispiel per Funk – Informationen aus und benötigen dafür keine Zentrale als Vermittler. Typische Beispiele für diese direkte Kommunikation ohne Hub sind:

  • Lichtschalter/Dimmer, die eine Lampe oder eine Gruppe von Lampen steuern.
  • Temperatursensoren, die einen oder mehrere Heizungsregler kontrollieren.
Die Kommunikation in einem Binding läuft in beide Richtungen ab. Bild: matter-smarthome

Zur zweiten Kategorie gehört etwa der Eve Thermo Control, den Hersteller Eve Systems auf IFA 2023 in Berlin vorgestellt hat. Er arbeitet wie die Heizkörperregler Eve Thermo mit dem Funkprotokoll Thread. Die App des Herstellers richtet eine Bindung zwischen beiden Produkten ein, sodass der Regler die Sensordaten abonniert und in regelmäßigen Abständen die aktuelle Raumtemperatur von ihm bekommt.

Eve Thermo Control und Eve Thermo im Wohnraum
Der Temperatursensor Eve Thermo Control steuert Heizkörperregler per Binding. Bild: Eve Systems

Das Binding-Konzept von Matter ist herstellerübergreifend. Zumindest in der Theorie lassen sich Produkte verschiedener Marken miteinander kombinieren. Allerdings scheitert der flächendeckende Einsatz bislang an den großen Matter-Plattformen. Weder Amazon, noch Apple, Google oder SmartThings haben Bindings in ihren Systemen vorgesehen.

Sie müssten ihre Matter Controller erst dazu befähigen, entsprechende Einträge in den Zugriffsberechtigungen der Geräte vorzunehmen. Über sogenannte Access Controll Lists (ACLs) wird geregelt, wer in einem verschlüsselten Matter Fabric miteinander kommunizieren darf. Mehr dazu im Beitrag „Matter-Vorteile #4: Sicherheit und Verschlüsselung“

Obendrein fehlt es an Bedienelementen: Apps wie Apple Home, Google Home & Co bieten keine Möglichkeit, direkte Verbindungen zwischen Matter-Geräten herzustellen. Entsprechende Menüs stellen eine Herausforderung für UX-Designer dar, weil es so viele mögliche Paarungen gibt – zwischen Lampen, Schaltern, Thermostaten, Rollläden, Wetter- und Raumsensoren … mit jeweils unterschiedlichen Einstellungen. Der Anreiz, so etwas umzusetzen, hält sich in Grenzen, auch weil die Plattformen ohne Bindungen funktionieren. Ihre Zentralen wie der Apple HomePod, ein Amazon Echo oder Google Nest Hub erfüllen mit Regeln und Automationen denselben Zweck.

Bis Bindings in die großen Matter-Plattformen Einzug halten, wird also noch Zeit vergehen, wenn es überhaupt so weit kommt. Die Hoffnung ruht aktuell eher auf Open-Source-Lösungen wie Home Assistant oder anderen unabhängigen Controllern, die noch kommen werden. Bis auf Weiteres bleibt Herstellern wie Eve Systems nur die Wahl, das Binding ihrer Geräte über eine eigene, Matter-fähige App zu realisieren.


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