Der Matter-Standard kann nicht nur Geräte verschiedener Marken in einem Smarthome vereinen. Er hat auch das Zeug dazu, eine universelle Lösung fürs Medien-Streaming zu werden. Die Befehle dafür sind bereits in den Spezifikationen enthalten. Es gibt Software-Cluster zur Wiedergabesteuerung (Play/Pause), für die Kanal- und Eingangswahl, die Auswahl von Zielgeräten, Tonspuren, Untertiteln und so weiter. Hersteller können so Funktionen realisieren, die an Apple AirPlay oder Google Chromecast erinnern. Nur eben auf Basis eines offenen, herstellerübergreifenden Protokolls, das keine besondere Hardware verlangt. Es muss lediglich Software wie eine App auf den Geräten installiert sein, um Daten im richtigen Format zu senden und zu empfangen.
Amazon nutzt Matter Casting in seinen Geräten
Bislang macht ausschließlich Amazon von diesen Möglichkeiten im Standard Gebrauch. Der US-Konzern hat auch einen Namen dafür geprägt: Matter Casting. Er setzt die Technologie zum Beispiel in seiner Prime Video-App ein. Als erstes Empfangsgerät unterstützte der Echo Show 15 im Frühjahr 2024 das Matter Casting. Es folgten Fire TV-Geräte wie der Fire TV-Stick und der Fire TV-Cube der 3. Generation. Die auf der CES 2024 angekündigten Panasonic-TVs mit FireOS-Betriebssystem dürften zu den nächsten Kandidaten gehören.
Da Amazon das nötige Update schrittweise ausrollt, ist es möglich, dass die Funktion noch nicht auf allen potenziellen Endgeräten zur Verfügung steht. In jedem Fall muss ein FireOS der Version 7 oder höher auf dem Medien-Player installiert sein. Die Vorgängerversion FireOS 6 wird nicht unterstützt.
So geht Matter Casting bei Amazon
Die Funktion verbirgt sich unter dem bekannten Casting-Symbol in der Prime Video App, die auch früher schon zum Streamen auf Chomecast-Geräte diente. Die Google-Technologie wird weiter unterstützt, aber neben Chromecast-Playern erscheinen in der Auswahl nun auch solche mit Matter Casting. Nach Antippen des Zielgeräts stellt die App eine Verbindung her. Das Smartphone wird zur Bildschirm-Fernbedienung, auf der sich Inhalte in der Prime Video App auswählen und auf dem Media-Player starten lassen. Während der Wiedergabe stehen Bedienelemente für die Navigation zur Verfügung, die Amazon-App liefert Informationen zur Besetzung und den einzelnen Darstellern.
Weil das Zielgerät seinen Stream direkt aus dem Internet empfängt, lässt sich die App nach dem Start der Wiedergabe schließen oder auch komplett beenden, ohne das Video zu unterbrechen. Beim erneuten Öffnen des Programms aktualisiert sich die Bildschirmanzeige in der App automatisch. Bei Fire TVs mit eigener Fernbedienung ist auch ein Wechsel zwischen App und dieser physikalischen Fernbedienung jederzeit möglich.
Wer macht sonst noch mit bei Matter Casting?
Laut Amazon wollen kleinere Streaming-Anbieter wie Pluto TV, Sling TV, Starz und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) die Technologie in ihre Apps integrieren. Von Branchen-Größen wie Disney+ oder Netflix gibt es dazu bislang keine Aussage. Auch Ankündigungen weiterer TV-Geräte oder Media Player, die Matter Casting unterstützen, stehen aus. Die wären aber nötig, um Matter Casting als Alternative zu gut eingeführten Lösungen wie Apple AirPlay und Google Chromecast am Markt zu etablieren.
Viel Potenzial für die Zukunft
Als Teil des herstellerübergreifenden Smarthome-Standards – und dank seiner Software-Architektur – bietet Matter Casting jedoch einen Vorteil: Die Bildschirme der Player können nicht nur Videos anzeigen. Mit Matter 1.3 wurde der Funktionsumfang um Push-Benachrichtigung erweitert. So wird es Matter-Geräten möglich, Nachrichten zu senden, die etwa auf dem Fernseher erscheinen. Eine Waschmaschine mit Matter-Integration könnte sich melden, wenn ihr Programm beendet ist. Rauchmelder wären in der Lage, eine Warnung auf dem Bildschirm anzuzeigen, was nicht nur für ältere Menschen und Schwerhörige hilfreich ist, die den akustischen Alarm womöglich überhören.
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