Matter-Logo mit Versionsnummer 1.2

Das ist neu in Matter 1.2

Der Smarthome-Standard Matter entwickelt sich weiter. In ihrem halbjährigen Turnus neuer und erweiterter Matter-Spezifikationen hat die Connectivity Standards Alliance (CSA) gerade Version 1.2 veröffentlicht (link). Nachdem die Vorversion 1.1 im Mai hauptsächlich Detailverbesserungen enthalten hatte, sind diesmal auch neue Produktgruppen dabei. Zu den bislang unterstützten Gerätekategorien kommen neun weitere hinzu.

Erweiterung um 9 Gerätetypen

  • Kühlschränke: Mit Matter 1.2 lässt sich die Temperatur regeln und überwachen – an klassischen Kühl- und Tiefkühlern ebenso wie an speziellen Weinkühlschränken oder den in Korea beliebten Geräten mit „Kimchi“-Fach. Zu den ersten Anbietern, die davon Gebrauch machen wollen, zählt die deutsche BSH-Gruppe (Bosch, Siemens, Gaggenau u.a.) mit ihrer Vernetzungstechnologie „Home Connect“. Auf Nachfrage hat das Unternehmen bestätigt: „Als erste BSH-Produktkategorie werden Kühlgeräte dem neuen Standard entsprechen. Bosch- und Siemens-Geräte der XXL-Einbau-Kühl- und Gefrierkombination werden voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres ein Matter-Update bekommen“, so Stefanie Lipps, Geschäftsführerin der Home Connect GmbH zu matter-smarthome.de.
  • Geschirrspüler: Neben Basisfunktionen wie dem ferngesteuerten Einschalten und Mitteilungen zum Programmablauf unterstützt Matter 1.2 auch Alarme. So können Spülmaschinen etwa darauf hinweisen, wenn der Zu- und Abfluss gestört oder die Türe nicht richtig geschlossen ist.
  • Waschmaschinen: Matter-fähige Maschinen übermitteln Meldungen zum Programmfortschritt, beispielsweise wenn das Ende des Waschprogramms erreicht ist. Wäschetrockner werden allerdings erst in einer kommenden Version unterstützt.
  • Luftreiniger: Dieser Gerätetyp greift auf andere Matter-Kategorien zurück, um Luftreinheit zu messen (Luftqualitäts-Sensor) und die Gebläsegeschwindigkeit zu steuern (Ventilator). Bei Modellen mit Heizfunktion kann außerdem eine Temperaturregelung (Thermostat) enthalten sein. Darüber hinaus wird der Filterzustand erfasst und gemeldet. Matter 1.2 berücksichtigt dabei sowohl HEPA- als auch Aktivkohlefilter.
  • Raumklimageräte: Als Ergänzung zu Thermostaten und der allgemeinen Klimsteuerung (HVAC) gibt es in Version 1.2 auch eigenständige Raumklimageräte als Produktkategorie. So lassen sich etwa Monoblock-Modelle in Temperatur und Lüftergeschwindigkeit steuern.
  • Saugroboter: Der Fernstart und eine Fortschrittsanzeige verstehen sich quasi von selbst. Darüber hinaus kann Matter aber auch mit den beiden Betriebsarten Trockensaugen und Nasswischen umgehen. Der Standard erlaubt die Übermittlung wichtiger Statusinformationen wie Ladezustand, Bürstenstatus und Fehlerberichte. Gegenüber dem Technik-Magazin Heise Online hat der Hersteller SwitchBot erklärt, seinen Saug- und Wischroboter S10 mit einem Firmware-Update fit für Matter machen zu wollen (link). Ein Termin dafür ist bislang noch nicht bekannt.
  • Ventilatoren: Mit Matter 1.2 lassen sich Ventilatoren erstmals als eigener Gerätetyp zertifizieren. Damit verbunden sind neue Funktionen wie der oszillierende Betrieb oder die Simulation von natürlichem Wind. Außerdem lässt sich die Richtung des Luftstroms von vorwärts auf rückwärts umkehren und das Gebläsetempo schrittweise ändern.
  • Luftqualitäts-Sensoren: Die neueste Version des Standards kennt und übermittelt Werte zu zehn verschiedenen Luftqualitätsmessungen: Feinstaub (PM1, PM2.5, PM10), Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO), Stickoxid (NO2), Flüchtige Organische Verbindungen (VOC), Formaldehyd, Ozon und Radon. Außerdem können Luftreiniger sogenannte AQI-Daten (Air Quality Index) übermitteln, die Anbieter für den jeweiligen Standort zur Verfügung stellen. Damit ist der Weg frei für Matter-kompatible Luftsensoren. Eve Systems hat ein entsprechendes Update für seinen Eve Room in der Thread-Version schon länger angekündigt und hält auf Nachfrage an dieser Aussage fest. Mit Blick auf die verschiedenen Faktoren, die sich auf die Matter-Roadmap auswirken können, möchte das Unternehmen aber lieber keinen Termin dafür nennen.
  • Rauch- und Kohlenmonoxid-Alarm: Produkte für den Rauch- oder Kohlenmonoxid-Alarm lassen sich nun ebenfalls in Matter-Systeme integrieren. Sie können automatische Selbsttests durchführen und ihren Batteriezustand übermitteln.

Verbesserungen im Detail

Das erste große Update seit Veröffentlichung des Matter-Standards erschöpft sich aber nicht in neuen Gerätekategorien. Wie bereits zum Frühjahrs-Release 1.1 haben die beteiligten Entwickler an der Technik im Hintergrund geschraubt. So wurde das Testwerkzeug (Test Harness) überarbeitet, mit dem Hersteller vor der Zertifizierung überprüfen können, ob sie alle Spezifikationen einhalten. Zu den häufigsten Kritikpunkten zählen bekanntlich Probleme, die sich erst im Alltag und im Zusammenspiel mit vielen verschiedenen Geräten herausstellen.

Auch an den Spezifikationen selbst gebe es Verbesserungen, so die Connectvity Standards Alliance. Zu den Wichtigsten gehören laut Aussage der CSA:

  • Fallen-Schlösser: Für europäische Märkte hat man einen zusätzlichen Schließzustand in die Spezifikationen aufgenommen, der an amerikanischen Riegel-Schlössern nicht existiert. Insbesondere der österreichische Hersteller Nuki hatte sich dafür eingesetzt.
  • Geräteaussehen: In Matter lassen sich nun Farben und Oberflächen von Geräten definieren, was die Darstellung am Bildschirm verbessert und bei mehreren ähnlichen Produkten die Unterscheidung erleichtern dürfte.
  • Gerätekomposition: An Leuchten, die aus mehreren Lichtquellen bestehen, oder auch Schaltern mit mehreren Einheiten, lassen sich Endpunkte hierarchisch gliedern und zusammenfassen – für einen besseren Überblick und einfachere Steuerung.
  • Semantische Tags: Damit Aussehen und Bedienung über verschiedene Plattformen hinweg einheitlicher erscheinen können, gibt es sematische Tags. Sie beschreiben zum Beispiel die Position und Funktion von Tasten auf einer Fernbedienung mit mehreren Tasten.
  • Zustandsbeschreibungen: Betriebszustände von Geräten lassen sich in Matter 1.2 mit einer generischen Beschreibung versehen. Das soll die Erstellung neuer Gerätetypen in künftigen Matter-Versionen erleichtern und dafür sorgen, dass verschiedene Plattformen oder Clients den Zustand grundlegend unterstützen.

Das neue Release legt den Grundstein für einen weiteren Ausbau des Matter-Standards. Wie schnell sich dieser vollzieht, bleibt den Unternehmen überlassen. Die Neuerungen werden sich erst nach und nach in Geräten niederschlagen. Bislang sind noch nicht einmal alle Produkte erhältlich, die für den ersten Aufschlag im vergangenen Jahr angekündigt wurden. Doch Hersteller können die Verbesserungen und neuen Gerätetypen ab sofort in ihrer Software berücksichtigen. Die technischen Voraussetzungen dafür sind vorhanden – nicht zuletzt deshalb, weil jedes Matter-zertifizierte Produkt update-fähig sein muss.

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