Das smarte Lichtsystem von Signify wird noch ein wenig smarter. Parallel zur Elektronikmesse IFA in Berlin hat das Unternehmen sein erstes Leuchtmittel angekündigt, das den Matter-Standard direkt unterstützt. Die mittlerweile achte Produktgeneration der tulpenförmigen A19-Lampe kann ohne Hue Bridge mit Matter-Plattformen wie Apple Home, Google Home oder Samsung SmartThings verbunden werden – weil sie neben Zigbee und Bluetooth auch das Funkprotokoll Thread beherrscht.
Erste Philips-Lampen mit Matter over Thread
„Wir haben nicht vor, Lampen mit Thread-Funk zu bauen“, erklärte George Yianni, Technik-Chef von Philips Hue bei Signify noch 2022 im Interview. Was also hat diesen Sinneswandel bewirkt? „Streng genommen, sind es ja keine Thread-Lampen“, erklärt Yianni während der Produktvorstellung in Berlin. „Sie unterstützen neben Zigbee und Bluetooth auch Thread, und vergrößern damit das Anwendungsgebiet“. Der Nutzer kann entscheiden, ob er die Lampe via Bluetooth und App verwendet, in einem Hue-System mit Bridge oder an einem Border Router mit Matter.
Damit folgt Signify einem Weg, den auch andere Unternehmen wie Aqara oder Bosch Smart Home eingeschlagen haben: Produkte wegen Matter mit umschaltbaren Funkprotokollen auszustatten. Philips Hue gestaltet das Setup jedoch anders. Auf dem Leuchtmittel ist weder Thread noch Zigbee voreingestellt: „Es sendet bei der ersten Inbetriebnahme abwechselnd Funksignale in allen drei Protokollen“, erklärt Yianni. Die zur Einrichtung genutzte App auf dem Smartphone – sei es die Hue-App (mit und ohne Bridge) oder der Commissioner eines Matter-Systems – muss sich das passende Signal nur herausfischen.

Neue Hue-Generation mit leistungsfähigem Chip
Was das A19-Modell kann, soll künftig mit mehr Hue-Leuchtmitteln möglich sein. „Auf die Lampe werden weitere Hue-Produkte folgen, die ebenfalls Matter over Thread unterstützen“, so George Yianni. Man habe dazu eine neue Chip-Plattform entwickelt, die nun ins Sortiment Einzug hält. Das gilt zum Beispiel auch für die neue „Essentials“-Reihe: Die preisgünstigeren Lampen (A19 und GU10) und Lightstrips sollen laut Presemeldung ebenfalls Matter over Thread unterstützen. Ein Parallelbetrieb der beiden Protokolle sei aber nicht vorgesehen. Die Gefahr von gegenseitigen Funkstörungen wäre zu groß, so Yianni gegenüber matter-smarthome.
Auch Firmware-Updates früherer Lampen-Generationen wird es nicht geben. Aus technischen Gründen: „ Das Thread-Protokoll stellt dabei weniger eine Hürde dar als die hohen Hardware-Anforderungen von Matter.“ Mit anderen Worten: Der Speicher früherer Hue-Produkte reicht für ein Update der Lampen-Firmware auf den herstellerübergreifenden Smarthome-Standard nicht aus.
Zigbee bleibt erste Wahl für Hue-Beleuchtung
Ein kompletter Wechsel des Funkprotokolls von Zigbee auf Thread, steht ohnehin nicht zur Debatte, so der technische Leiter. Dazu ist Zigbee einfach zu gut eingespielt, was Lichtsteuerung und -szenarien angeht. Signify hat viel Know-how und Aufwand in sein Hue-System investiert, das eine schnelle Reaktion der Leuchtmittel ermöglicht und auch große Set-ups mit vielen Lampen synchronisiert. Sogenannte Popcorn-Effekte, bei denen Lampen verzögert und nacheinander auf Befehle reagieren, kommen bei Philips Hue so gut wie gar nicht vor.

Die ebenfalls präsentierte, leistungsfähigere Hue Bridge Pro nutzt die Vorteile des Protokolls noch besser und bietet etwa eine Bewegungserkennung ohne zusätzliche Sensoren. Für die neue Funktion „Motion Aware“ wertet sie minimale Schwankungen im Zigbee-Signal aus, die entstehen, wenn Personen durch den Raum gehen. Auf Matter-Seite hingegen haben noch nicht einmal alle Plattformen eine Gruppen-Funktion integriert, die Lampen sauber synchronisiert. Um die Vorteile beider Welten zu nutzen, empfiehlt Yianni darum weiterhin ein Zigbee-Setup mit Bridge und bei Bedarf den Export an Matter-Systeme. Auch die neue Hue Bridge Pro fungiert zu diesem Zweck als Matter Bridge.
Wer die neue A19-Lampe im Thread-Betrieb nutzt, muss mit Abstrichen gegenüber der Zigbee-Installation rechnen. Immerhin: Die technischen Fortschritte der neuen Generation kommen auch so zum Tragen. Das 2025er-Modell soll bis zu 40 Prozent effizienter als der Vorgänger sein, also deutlich weniger Energie verbrauchen.
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