die Hsenbox von Hosenso

Energiemanagement mit Matter ‘out of the box’

Hosenso aus Deutschland (link) möchte den Energiefluss im Haushalt optimieren – mit einer Steuerzentrale, die Erzeuger und Verbraucher zusammenbringt. Das Unternehmen aus der Nähe von Hamburg hat dazu mehr als ein Dutzend Technologien in ein Gerät gepackt. Die HsenBoxx unterstützt Installationsbusse wie KNX, EEBus oder Modbus, daneben Firmenlösungen von Fritz oder Shelly und Produkte, die auf offenen Protokollen wie MQTT basieren. Funkprodukte lassen sich per WLAN anbinden, mit Zigbee oder Thread, und auch ein Matter-Controller ist an Bord.

„Ursprünglich sind wir mit der Idee gestartet, alles in Matter umzusetzen. Aber letztlich ist es eine Kombination von Protokollen, die ans Ziel führt“, so Tomas Fernandez y Wiese, einer der beiden Geschäftsführer von Hosenso zu matter-smarthome. Er führt das Unternehmen zusammen mit seinem langjährigen Freund Guido Jobst. Entstanden ist Hosenso – der Name steht für Holistic Sustainable Energy Solutions – aus dem Wunsch, eine private Photovoltaikanlage effizient zu nutzen. Es gab bei der Firmengründung im Jahr 2023 einfach nichts Passendes am Markt.

Über ein Dutzend Technologien vereint Hosenso in seiner Steuerzentrale Hsenboxx. Bild: Herseller

Eine Box, die alles beherrscht

Der Ansatz ist nicht neu. Aber er war selten so aktuell wie heute. Denn allen Standardisierungsinitiativen zum Trotz steigt der Integrationsbedarf im Gebäude. Viele Systeme können mittlerweile vernetzt werden – von der Fotovoltaik über die Wärmepumpe bis zum E-Ladepunkt. Die wenigsten davon sind kompatibel und schon gar nicht interoperabel. Das heißt: Sie können keine Daten austauschen, weil die Geräte von verschiedenen Herstellern stammen und unterschiedliche Sprachen sprechen.

Hinzu kommen rechtliche Vorgaben, etwa zur Steuerbarkeit von Energieanlagen: Damit die vielen Solarpaneele auf Dächern das Netz nicht überlasten, muss geregelt werden, wie viel Strom sie einspeisen. Ein intelligenter Zähler und eine Steuerbox machen’s möglich. Die Rahmenbedingungen dafür schafft in Deutschland das Erneuerbare-Energien-Gesetz (§ 9 EEG). Eine andere Regelung betrifft elektrische Verbraucher: Das deutsche Energiewirtschaftsgesetz (§ 14a EnWG) verpflichtet Betreiber von Wärmepumpen und Wallboxen dazu, eine Drosselung ihrer Geräte zuzulassen, wenn der Betrieb die Netzstabilität gefährdet.

Laut Hersteller erfüllt die HsenBoxx beide Bestimmungen und eignet sich als Grundstock für ein universelles, netzdienliches Heim-Energie-Management-System (HEMS). Mit minimalem Aufwand für Anwender, verspricht Fernandez: „Wir haben Presets hinterlegt. Sobald ein Gerät hinzugefügt wird, das relevant ist, öffnet sich automatisch ein Popup-Fenster, das fragt, ob Presets aktiviert werden sollen.“ Die Voreinstellungen passen sich von selbst an: „Wenn eine Wärmepumpe dazukommt, ein Batteriespeicher oder ein dynamischer Strompreis, addiert sich das, wodurch ein echtes Energiemanagement ‘out of the box’ entsteht.“

Die Weboberfläche der HsenBoxx mit einigen aktivierten Integrationen. Bild: Hosenso

Erste Zielgruppe: das Fachhandwerk

Als Unternehmen von Atec (link), einem Anbieter von Abgassystemen, Stromspeichern und Wärmepumpen, übernimmt Hosenso die gesamte Softwareentwicklung. Nötige Hardware steuert Atec bei – und mit ihr den Gerätevertrieb über Großhändler. Wer als Fachbetrieb Interesse an der HsenBoxx hat, sollte sich aktuell aber noch direkt an Hosenso wenden. Die ausgelieferten Stückzahlen seien zu gering für ein Listing beim Großhandel, erklärt Fernandez.

Auch Fachplaner, Vermieter, Energieversorger und die Wohnungswirtschaft nimmt das Unternehmen als Zielgruppen in den Blick. Privatkunden sollen in Zukunft ebenfalls dazustoßen. Die Benutzerführung ist darauf ausgelegt, dass technisch weniger versierte Endkonsumenten mit ihr klarkommen. Neben den Presets gibt es klassische Wenn-dann-Automationen mit Auslöser und Bedingungen, Familienkalender mit Wetterdaten und Müllabfuhrpläne, ja, sogar an eine Einkaufsliste haben die Entwickler gedacht.

Für die Anschaffung werden einmalig 280 Euro fällig. Im Kaufpreis der Box enthalten sind alle Standards und Integrationen von Fremdsystemen. Der Inselbetrieb ohne Internet, nur per Webinterface oder App, ist ebenfalls möglich. Ein zusätzliches Abo für 100 Euro im Jahr schaltet den Service Hosenso Live frei – mit Fernzugriff, Cloud-Backup und LTE-Verbindung. Das integrierte Mobilfunk-Modul springt ein, falls der Internetanschluss vor Ort einmal ausfällt. Fachbetriebe sollen mit Abo auch Wartungsaufgaben erledigen und Anomalien in der Installation erkennen können – alles unter Einhaltung des europäischen Cyber Resilience Acts (CRA), heißt es im Funktionsüberblick (link).

Fachbetriebe sollen über das Dashboard auch Installationen ihrer Kunden verwalten können. Bild: Hosenso

Welche Produkte werden unterstützt?

Eine Vielzahl von Geräten steuern, über Protokoll- und Herstellergrenzen hinweg? „Das geht nicht, hat man uns zu Beginn gesagt“, berichtet Tomas Fernandez. Trotzdem will Hosenso einen Weg gefunden haben. Die Lösung setzt auf eine selbst entwickelte Integrationssoftware und den schrittweisen Ausbau der Bibliothek. Ein paar Hundert Produkte sind zum Start hinterlegt – Standards wie Zigbee-Lampen oder Matter-Steckdosen.

Mit Heizungsherstellern wie Vaillant, Weishaupt oder Wolf hat das Team zusammengearbeitet, um deren Systeme zu integrieren. Unterstützung für andere wie Bosch und Viessmann fehlt aktuell – was auch damit zusammenhängen könnte, dass diese Anbieter eigene HEMS-Zentralen im Programm haben (Bosch Smart Home, Wibutler) und ein Produkt wie die HsenBoxx nicht zwingend benötigen.

Alle verifizierten Produkte landen in einer Liste. Das Ziel: Nutzer sollen ihre Geräte beim Hinzufügen nur auswählen müssen. Fehlt der gesuchte Eintrag, liest die Box verfügbare Daten aus. „Bei Integrationen wie Matter, EEBus, OCPP, Shelly oder Zigbee ist das übers Netzwerk möglich“, erklärt Fernandez. Die Informationen werden auf Wunsch an Hosenso gesendet und das Team trägt die Geräte nach. „Mit KNX, Modbus oder auch Sunspec geht das nicht“, so der Geschäftsführer. Dann ist Hosenso auf Mithilfe des Nutzers angewiesen. Das Gerät wird im direkten Kontakt mit dem Fachbetrieb oder Kunden integriert. Anschließend steht es allen Anwendern zur Verfügung.

Energiefluss, Verwaltung, Steuerung und Automation – alles in einer (Hosenso-)App. Bild: Hosenso

Energiemanagement mit dem Matter-Standard

Eine wachsende Standardisierung würde helfen, die Zahl unterstützter Geräte schnell zu vergrößern. Tomas Fernandez vertraut dabei auch auf die internationale Macht des Matter-Standards. Viele fürs Energiemanagement relevante Produktkategorien sind darin bereits angelegt. Aktuell präferieren Hersteller von Wärmepumpen in Deutschland noch andere Protokolle wie EEbus, die Hosenso ebenfalls unterstützt. „Wenn man den internationalen Markt betrachtet, ist EBBus jedoch eher uninteressant.“ Chinesische oder amerikanische Konzerne würden nicht so gern in das Protokoll investieren, weil es global wenig Relevanz hat, erklärt er.

Aktuell ist die HsenBoxx auf dem Stand von Matter 1.4, ein Update auf das gerade erst veröffentlichte Matter 1.5 soll Ende des ersten Quartals 2026 folgen. „Durch Integrationstests können wir den Betrieb gängiger Smarthome-Geräte wie Lampen, Steckdosen, Bewegungsmelder, Thermometer und so weiter bestätigen“, sagt Fernandez. Zu Wärmepumpen & Co. fehlen leider die Erfahrungen: „Wirkliche Energieprodukte haben wir mit dieser Integration in freier Wildbahn noch nicht gefunden.“

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