Matter 1.4.2 ist veröffentlicht.

Matter 1.4.2: Wartungsupdate mit Verbesserungen

Ohne viel Aufsehen kündigt sich auf GitHub bereits eine weitere Ausgabe des Matter-Standards an. Bei der Version 1.4.2 (link) wird es sich um ein Wartungsupdate mit vielen Detailverbesserungen handeln. Sie zeigen, wie intensiv an dem herstellerübergreifenden Protokoll gearbeitet wird – wenn auch nicht mehr jede Veröffentlichung gleich einen Schwung neuer Gerätetypen bringt.

Fokus auf Stabilität und Robustheit

Viele Änderungen in Matter 1.4.2 steigern die Zuverlässigkeit und korrigieren kleinere Fehler. So wurden Probleme beim Nachrichtenaustausch zwischen Geräten behoben, darunter falsche Speicherfreigaben und nicht korrekt behandelte Ausnahmen. Das betrifft etwa Gruppensitzungen, die nun robuster verwaltet werden, oder das Verhalten von Geräten, wenn fehlerhafte Nachrichten eingehen. Auch die Integration neuer Geräte in ein Matter Fabric, das sogenannte Commissioning, wird optimiert: Ein Fehler, bei dem bestimmte TV-Geräte den Pairing-Prozess nicht korrekt abgeschlossen haben, soll nicht mehr vorkommen.

Verbesserungen beim Funk: BLE und WLAN

Matter nutzt zur Ersteinrichtung unter anderem Bluetooth Low Energy (BLE). In Version 1.4.2 erhält der BLE-Testcode einen neuen Unterbau: Statt des bisherigen Eigenbausystems „nlunit“ verwendet Matter nun das von Google entwickelte Framework Pigweed. Das Open-Source-Testframework (link), das bereits in Google-Geräten wie Pixel-Smartphones und Nest-Thermostaten zum Einsatz kommt, stellt eine Logging- und Testing-Infrastruktur für Matter bereit.

Pigweeds umfangreiche Bibliotheken und Tools sollen zur Stabilität und Qualität des Matter-Codes beitragen. Sie erlauben unter anderem das parallele Testen über mehrere Geräte hinweg und moderne Entwicklungspraktiken mit der Programmiersprache C++ auf Embedded-Geräten. Die Entwickler des Standards versprechen sich davon auf lange Sicht nicht nur zuverlässigere Tests, sondern auch eine verbesserte Wartung und Portabilität des Codes.

In der Praxis erhält Bluetooth ebenfalls ein Upgrade. So erlaubt Matter nun das Commissioning mit mehreren verketteten QR-Codes (Concatenated QR, siehe unten) oder Zahlencodes (Discriminators). Beim Thema WLAN und IPv6 haben die Entwickler nachgelegt und die Erkennung von Unique Local Addresses (ULA) verbessert. Das soll Fehler beim Routing im IPv6-Bereich vermeiden, die dazu führen können, dass Geräte nicht mehr gefunden oder falsch angesprochen werden.

Was sind verkettete QR-Codes?

Concatenated QR (zusammengesetzter QR-Code) ist eine Methode im Matter-Standard, bei der mehrere QR-Codes kombiniert werden. Sie kann längere oder komplexere Einrichtungsdaten eines Geräts übermitteln als ein QR-Code allein. Alternativ kann das Verfahren auch die Einrichtung mehrerer Geräte vereinfachen, die gemeinsam verkauft werden, etwa in Multi-Packs von Glühbirnen oder anderen Smarthome-Geräten.

Der standardisierte grafische Code von Matter-Geräten enthält die Vendor-ID und Product-ID, den 11-stelligen Setup-PIN (Passcode), einen Identifikationscode (Discriminator), Sicherheitsinformationen sowie zusätzliche Setup-Daten (etwa für Thread oder Wi-Fi). Seine Datenmenge ist begrenzt: Maximal 128 Zeichen (in kodierter Base38-Form) kann der QR-Code enthalten. Das reicht für komplexe Geräte oder Sicherheitsanwendungen nicht immer aus.

Concatenated QR löst das Problem über die Verknüpfung mehrerer solcher Codes. Statt alle Informationen in ein Würfelmuster zu zwängen, kann der Hersteller mehrere QR-Codes bereitstellen, meist auf dem Gerät oder in der Verpackung aufgedruckt. Diese Codes sind nummeriert (z. B. „1 von 2“, „2 von 2“) oder enthalten eine Positionsmarkierung. Die Einrichtungs-App am Smartphone erkennt, dass es sich um Segmente eines mehrteiligen QR-Codes handelt und fordert den Nutzer auf, die weiteren Codes zu scannen. Am Ende setzt die App alle Teile zu einem vollständigen Datensatz zusammen und beginnt mit dem Commissioning.

Plattform-Pflege: Nordic, ESP32, Apple & Co.

Last not least bringt Version 1.4.2 Krypto- und Sicherheitsverbesserungen sowie Änderungen in der Core-Library mit. Von weiteren Anpassungen profitieren die Hardware-Plattformen, auf denen Matter läuft. So wurde unter anderem das Zusammenspiel mit ESP32, Nordic nRF (Zephyr), EFR32 (Silicon Labs) und Darwin (Apple-Geräte) optimiert. Das ist vor allem für Hersteller und Entwickler relevant, zeigt aber auch, wie intensiv Matter auf verschiedenen Plattformen gepflegt wird.

Ein neuer Rhythmus für Matter-Releases

Ein interessanter Meta-Aspekt an Matter 1.4.2 ist, dass es diese Version überhaupt gibt – und wie schnell nach Veröffentlichung der Version 1.4.1 sie auftaucht. Denn ursprünglich wurden Matter-Releases nur als „große Versionssprünge“ in halbjährlichem Turnus geplant: 1.0 (Oktober 2022), 1.1 (Mai 2023), 1.2 (Oktober 2023), 1.3 (Mai 2024), 1.4 (Oktober 2024). Erst mit Version 1.4.1 im Frühjahr 2025 hat die Connectivity Standards Alliance (CSA) dieses Schema aufgebrochen. Seitdem gibt es auch Zwischenversionen mit kleineren Verbesserungen und Bugfixes.

Das erscheint sinnvoll: Es macht die Entwicklung transparenter und erlaubt eine schnellere Fehlerbehebung, ohne auf den nächsten großen Wurf warten zu müssen. Für Hersteller bedeutet das mehr Planungssicherheit, für Endnutzer mehr Stabilität. Version 1.4.2 ist dafür ein gutes Beispiel. Bis zur offiziellen Veröffentlichung der finalen Version durch die CSA dürfte es allerdings noch einige Wochen dauern.

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