Google Home-Logo mit Geräten

Google stellt die Weichen für Matter

Von den großen Plattform-Betreibern, die sich zum neuen Smarthome-Standard Matter bekannt haben, scheint Google das größte Tempo vorzulegen. Zumindest lässt sich der Konzern bei seinen Vorbereitungen am tiefsten in die Karten blicken. Einen weiteren Vorgeschmack auf die kommende Matter-Integration lieferte der Smarthome-Gipfel für Entwickler im Oktober (Smart Home Developer Summit, link).

Hier zeigte Google zum ersten Mal genauer, wie seine Unterstützung in der Praxis aussehen wird. Im Grunde strukturiert das Unternehmen seine Entwickler-Werkzeuge für Smarthome-Produkte völlig um, bündelt sie und stellt sie auf eine neue Basis. Zu diesem Fundament gehört auch Matter. Damit soll es für Hersteller besonders einfach werden, Produkte mit dem neuen Standard zu entwickeln, zu testen und per Software-Update auf dem aktuellen Stand zu halten.

Entwickler-Werkzeuge, auf Matter abgestimmt

Eine Reihe von Maßnahmen begleiten den Start der Technologie ab dem Frühjahr 2022. Dazu gehören:

  • Ein neues Google Home Developer Center im Internet (link). Es bündelt alle Ressourcen für die Entwicklung von Matter-Produkten auf einer Webseite. Neben Anleitungen und Support-Dokumenten findet sich hier auch die sogenannte Konsole. Sie bildet die Entstehungsgeschichte eines Produkts Schritt für Schritt ab – von der Software-Entwicklung über die Einladung externer Tester per E-Mail und die Zertifizierung bis zum Marktstart. Auch spätere Software-Updates sollen sich über die Konsole verwalten und an installierte Geräte verteilen lassen.
Entwicklungszentrale: das neue Home Developer Center. Bild: Google
  • Das Google Home Device SDK ist Googles zentrales Programmierwerkzeug für Hardware-Produkte und soll konform zu den Matter-Spezifikationen sein. Das heißt: Gerätesoftware, die damit entsteht, wird automatisch Matter-kompatibel. Allerdings bietet das SDK auch Funktionen, die über den neuen Standard hinausgehen und das Google-Ökosystem voll ausschöpfen. Mit Matter allein wird das vorerst nicht möglich sein – schon aus dem einfachen Grund, weil Google viel mehr Produktkategorien unterstützt. Wie es auf dem Summit hieß, kennt die Matter-Plattform bislang nur Lampen, Türschlösser und Bridges. Bis zum Erscheinen des finalen Matter-SDK im ersten Halbjahr 2022 sollen aber noch weitere Gerätetypen hinzukommen.
  • Das Google Home Mobile SDK greift beim Schreiben Matter-kompatibler Smartphone-Apps unter die Arme. Mit seiner Hilfe können Software-Entwickler die Technologie in ihre Android-Programme integrieren. Dabei kommt ihnen zugute, dass Google den Einrichtungsprozess übernimmt. Die Inbetriebnahme von Geräten wird – ähnlich wie bei Apple und iOS – komplett ins Betriebssystem integriert. Unter Android sind dafür die sogenannten Play Services zuständig. Soll heißen: Beim Hinzufügen neuer Geräte öffnet sich ein Fenster mit dem Live-Bild der Smartphone-Kamera. Hier lässt sich der Matter-Code scannen, ein Name und der Raum angeben. Danach wechselt der Bildschirm zurück ins Programm des Geräte-Anbieters – oder zur Google-Home-App für die weitere Steuerung.
So ähnlich wird die Inbetriebnahme in Android künftig ablaufen. Bild: Google
  • Vorgeschlagene Routinen haben nicht direkt etwas mit Matter zu tun, sie bringen das Ökosystem von Google aber einen großen Schritt weiter. Denn bislang sind die Möglichkeiten zur Automatisierung stark eingeschränkt. Es können nur Sprachbefehle, Timer oder Personen beim Gehen und Heimkommen als Auslöser dienen. Bewegungsmelder und andere Sensoren starten keine Abläufe. Auch der Betriebszustand eines Geräts kommt nicht als Trigger infrage. Mit den neuen Werkzeugen im Frühjahr 2022 ändert sich das. Entwickler können ihren Produkten dann vorbereitete Routinen mitgeben. Sie erscheinen als Vorschläge am Bildschirm und dimmen zum Beispiel das Licht, wenn der Fernseher eingeschaltet wird.
Ein deutliches Bekenntnis zu Matter

Wer bislang noch Zweifel hatte, wie ernst es Google mit dem neuen Standard meint, der wurde auf dem Smart Home Developer Summit eines Besseren belehrt. Der US-Konzern setzt ein deutliches Zeichen und wirbt bei Entwicklern für die neue Technologie. Ähnlich deutlich – wenn auch nicht ganz so enthusiastisch – war bislang nur Apple mit Aussagen auf der WWDC 21. Allerdings bedeutet Matter für Apple auch keinen so großen Fortschritt im Funktionsumfang. Der HomeKit-Erfinder verfügt ja bereits über ein Smarthome-Ökosystem mit leistungsfähiger Automatisierung. Das fehlt dem Google Assistant und der Google Home-App noch.

Eher bedeckt hält sich Amazon. Nach einer ersten Ankündigung im Juli 2021 war von Matter bislang keine Rede mehr. Auch im jüngst vorgestellten Alexa Connect Kit SDK (link) scheint der Standard keine große Rolle zu spielen. Noch zurückhaltender agiert Samsung mit seiner SmartThings-Plattform. Obwohl Gründungsmitglied der Matter-Initiative (damals noch Connected Home over IP, kurz CHIP, genannt), hat SmartThings bis heute nichts Konkretes dazu verlauten lassen. Gut möglich also, dass die großen Vier mit unterschiedlichem Tempo in die Smarthome-Zukunft aufbrechen.

Übersicht matter-kompatibler Geräte, Stand: Oktober 2021
Diese Google-Produkte sollen Matter unterstützen, Stand: Oktober 2021 ©Google

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