
Ein Interview mit Benjamin Jansen, Projektmanager bei Wibutler (link) und für die Entwicklung der Matter-Bridge im Wibutler Pro zuständig. Das Smarthome-Gateway hat gerade sein offizielles Matter-Zertifikat erhalten. Warum das für Anwender wichtig ist und wie die Entwicklung lief, erklärt Jansen im Gespräch mit matter-smarthome.
The interview was conducted in German.
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Herr Jansen, Ihr Gateway Wibutler Pro kann jeder kaufen, es richtet sich aber hauptsächlich an Fachbetriebe. Ist Matter dort schon angekommen?
Benjamin Jansen: Bei den Endanwendern ist Matter ein Riesenthema. Es gibt kaum etwas, das stärker nachgefragt wird. Für unsere Hauptkunden – die Handwerker und Bauträger – hat der Standard noch nicht so viel Bedeutung. Allerdings stellen wir seit der ISH in Frankfurt am Main ein zunehmendes Interesse fest. Auch weil die Firmen merken, wie zentral das Thema für die Endanwender – also ihre eigenen Kunden – wird. Und für Projektpartner wie WeberHaus hat Matter ebenfalls schon Relevanz.
Wann fiel die Entscheidung, aus dem Wibutler Pro eine Matter Bridge zu machen – und was gab letztlich den Ausschlag dazu?
Jansen: Mit der Entwicklung haben wir vor etwa einem Jahr begonnen. Da kamen einige Dinge zusammen. Zum einen haben wir das Potenzial gesehen, das in der Technologie steckt. Dann ist das Ganze natürlich von Partnern getrieben, die es auch haben wollten. Und nicht zuletzt ist Matter für uns als hersteller- und gewerkeübergreifenden Anbieter spannend, weil es ins Portfolio passt. Es bietet eine weitere Lösung – neben anderen –, die man integrieren kann, um Geräte technologieoffen zu vernetzen. So war es fast eine logische Konsequenz, dass wir den Standard einbinden.
„Es gibt kaum etwas, das von Endkunden stärker nachgefragt wird als Matter.“
Welche Matter-Version unterstützen Sie und welche Geräte werden gebridged?
Jensen: Wir unterstützen aktuell Matter 1.2 und haben uns vorrangig auf die klassischen Endanwender-Gerätetypen fokussiert, also etwa Leuchten, Thermostate, Rollläden, Sensoren, Taster und so weiter. Insgesamt werden zwölf Produkttypen unterstützt. Das Projekt ist gemeinsam mit fünf Partnern – Bega, Oventrop, Viessmann, Eltako und Jung – entstanden. Von diesen werden aktuell alle Geräte unterstützt, die sich einem der zwölf Typen zuordnen lassen. Das sind zahlreiche Produkte, die alle unserer Kompatibilitätsliste im Internet entnommen werden können (link).
Wird dieser Kreis an Herstellern und Produkten künftig noch erweitert?
Jansen: Es steht jedem Hersteller in der Wibutler-Allianz frei, sich zu beteiligen und an der Matter-Integration mitzuwirken. Wenn die entsprechende Gerätekategorie von der Bridge bereits unterstützt wird, geht das sehr einfach. Ansonsten entsteht mehr Aufwand, aber das Ganze ist ohnehin eine fortlaufende Entwicklung. So diskutieren wir intern gerade über Matter 1.4 – auch, weil darin enthaltene Produktkategorien wie Wallboxen oder Wärmepumpen von der Wibutler-Plattform bereits unterstützt werden und sie für Themen wie Energie-Regelungen besonders wichtig sind.
Bereiten nachträgliche Updates Probleme? Bis vor Kurzem waren sie mit zusätzlichen Zertifizierungskosten verbunden. Ist das noch ein Thema?
Jansen: Klar war das ein Thema, denn als Plattform kommen wir um regelmäßige Updates nicht herum. Ab Matter 1.4 gibt es den zentralen Vorteil, Selbstzertifizierungen durchführen zu können. Davor mussten wir aber in den sauren Apfel beißen und uns darum kümmern, dass nicht jede Aktualisierung von der Connectivity Standards Alliance als neues Produkt gewertet wird. Das haben wir dadurch erreicht, dass die Matter-App als eigenständige Anwendung auf dem Gateway läuft. So können wir ziemlich genau entscheiden, inwieweit sie von einem Firmware-Update des Wibutler Pro betroffen ist.
„Die Matter-App läuft als eigenständige Anwendung auf dem Gateway.“
Überlegen Sie, auch eine Steuerung von Matter-Geräten per Software-Update nachzuliefern – also aus dem Wibutler Pro einen Matter Controller zu machen?
Jansen: Das wäre grundsätzlich technisch möglich. Ob es so weit kommt, hängt aber von unseren Partnern ab. Über die Bridge-Funktion lassen sich Wibutler-Geräte mit anderen Matter-Produkten vernetzen, wenn man einen Controller von Apple, Amazon oder Google verwendet. Aktuell geht es vor allem um Bedienung und Komfort. Über Matter lassen sich Dinge wie Sprachsteuerung einfach realisieren – ein Vorteil für unsere Kunden, weil das von den Endanwendern sehr stark nachgefragt wird.
Wie waren Ihre Erfahrungen mit der Zertifizierung? Ist die Entwicklung so einer Matter-Bridge gut dokumentiert?
Jansen: Es war ein ziemlich typisches Software-Projekt, würde ich sagen. Matter stellt vielleicht etwas höhere Anforderungen, weil es sehr viel Dokumentation gibt und es viele Dinge zu beachten gilt. Andererseits macht gerade das die Entwicklung auch einfacher als in anderen Projekten, in denen die Anforderungen weniger klar sind. Man weiß in der Regel, wo man nachschauen muss – und die Connectivity Standards Alliance (CSA) hat auf Anfragen und Probleme während der Entwicklung auch recht zügig reagiert.
Wir haben während der ganzen Entwicklungszeit viel inhouse getestet, weil wir mit einer möglichst ausgereiften Version zum Prüflabor gehen wollten. Und wir haben uns vor dem tatsächlichen Konformitätstest einen Tag mit dem Prüflabor genommen, um die essenziellen Dinge gemeinsam durchzugehen. So gab es sehr wenig, was wir nach dem Test noch anpassen mussten.
Gab es Stolpersteine oder unvorhergesehene Schwierigkeiten?
Jansen: Wir haben tatsächlich den organisatorischen Aufwand etwas unterschätzt. Im Laufe der Zertifizierung muss einiges an Informationen dokumentiert und verschiedenen Organisationen bereitgestellt werden. Neben dem Aufwand, diese Infos einzuholen, muss man an dem einen oder anderen Punkt auch erst einmal verstehen, was da genau gefordert ist.
Und dann ist da der sogenannte Test-Harness, das offizielle Tool zum Überprüfen der Matter-Kompatibilität. An dieser Software, die bei uns auf einem Raspberry Pi mit Linux lief, gibt es sehr viel einzustellen und zu konfigurieren. Besonders in unserem Fall, mit einer Matter-Bridge, für die wir mehr als zehn Gerätetypen auf einmal getestet haben. Da muss man schon genau wissen, was man tut, damit der Test das gewünschte Ergebnis liefert.
„Es gab von offizieller Seite wenig Rückmeldung zum Bearbeitungsstand.“
Was uns zusätzlich gefordert hat: Die eigentliche Zertifizierung, also der Zeitraum zwischen der Einreichung aller Unterlagen und der finalen Freigabe durch die CSA, hat sich leider etwas länger gezogen, als wir das ursprünglich erhofft hatten. In dieser Phase gab es von offizieller Seite häufig keine Rückmeldung zum Bearbeitungsstand oder zu einem möglichen Veröffentlichungszeitpunkt.
Das hat uns vor allem deshalb beschäftigt, weil viele unserer Kunden großes Interesse an der neuen Funktion gezeigt haben und regelmäßig nachfragten. Wir hätten ihnen gerne eine konkrete Auskunft gegeben – konnten es aber schlichtweg nicht. Umso schöner war es dann, als wir endlich grünes Licht bekommen haben. Jetzt ist es offiziell, und wir freuen uns, diese Innovation gemeinsam mit unseren Kunden auf den Weg zu bringen.
Herr Jansen, vielen Dank für dieses Gespräch.
Hinweis der Redaktion: Das Software-Update für den Wibutler Pro soll im Laufe des Juli 2025 erscheinen.
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