Shelly 1 v3

Warum Shelly auf eine Matter-Bridge setzt

Anfang 2023 stellte der Smarthome-Ausrüster Shelly für einige seiner Baureihen die Matter-Unterstützung per Software-Update in Aussicht. Mittlerweile ist klar, dass es viele dieser Updates nicht geben wird. Dimitar Dimitrov, CEO der Shelly Group, kündigte im Januar 2024 auf Facebook einen Strategiewechsel an (link). Statt die WLAN-Module mit neuer Firmware fit zu machen, plant Shelly nun den Einsatz einer Matter-Bridge.

Matter-Bridge statt Software-Update

matter-smarthome wollte genauer wissen, was es damit auf sich hat, und fragte nach. Dimitar Dimitrov und sein Co-CEO Wolfgang Kirsch haben geantwortet. Ihre Erklärungen machen deutlich, dass es um eine Abwägung verschiedener Vor- und Nachteile ging. Kurz gesagt: Das Update wäre für Shelly-Produkte ab der zweiten Generation (Gen2+) zwar theoretisch möglich, erscheint dem Unternehmen in der aktuellen Situation aber nicht unbedingt sinnvoll.

„Der einzige heute sichtbare Vorteil von Matter ist aus unserer Sicht die einfache Integration in ein Smarthome System. Im Fall von Shelly würden Kunden aber andere Vorteile verlieren“, so Kirsch. Dimitrov ergänzt, die Produkte wären dafür bekannt, eine Vielzahl von Funktionen zu bieten, die auch dann zur Verfügung stehen, wenn sie nicht mit einem drahtlosen Netzwerk oder dem Internet verbunden sind. „Alle Shelly-Geräte der Generation 2 können Matter unterstützen, aber aufgrund von Speicherbeschränkungen werden sie dabei gezwungen, ihre sonstigen Fähigkeiten einzuschränken, was wir nicht wollen“, erklärt er weiter. Die dritte Produktgeneration verfüge über mehr Speicher, was es ermögliche, Matter neben anderen Protokollen auf den Geräten laufen zu lassen.

Rechts ein Shelly 1 der ersten Generation, links die Generation 2 (Shelly Plus). Bild: Hersteller

Updates für die 3. Generation

Das sei laut Dimitrov geplant, man habe aber noch kein konkretes Datum dafür. „Matter ist ein neues Protokoll, das bislang nur über recht begrenzte Fähigkeiten verfügt. Wir beobachten die Entwicklungen und sind bereit, es schnell hinzuzufügen“, so Dimitrov, der gleichzeitig die Forschungs- und Entwicklungsabteilung unter sich hat. Eine Bridge bietet nach Aussage des Führungsduos außerdem den Vorteil, auch ältere Shelly-Produkte der ersten Generation, die Bluetooth-Modelle und die erst 2023 eingeführte Z-Wave-Serie mit Matter zu verbinden. Alles Geräte, die ansonsten keine Aussicht auf Unterstützung des neuen Smarthome-Standards hätten.

Dass eine Bridge für Nutzerinnen und Nutzer von WLAN-Produkten unattraktiv sein könnte, schreckt die beiden CEOs nicht. Andere Hersteller wie Eltako setzen bekanntlich auf native Matter-Integration (Matter over Wi-Fi) – wenn’s sein muss, mit Gerätetausch –, um ihren Kunden zusätzliche Hardware zu ersparen. Laut Kirsch gebe es viele Ankündigungen von vielen Herstellern, „aber im Moment sehen wir eine große Zurückhaltung bei den meisten von ihnen. Im Augenblick sind auch wir sehr zurückhaltend und warten ab, wie es mit Matter weitergeht.“

Matter ab Werk in neuen Produkten

Trotzdem soll es von Shelly in Kürze erste Produkte geben, die den Standard serienmäßig integriert haben. Kirsch: „Das wird uns zeigen, ob unsere Kunden das tatsächlich vorziehen“. Diese neuen Produkte sollen dann zwar alle Matter-Funktionalitäten bieten – aber gleichzeitig andere wichtige Shelly-Funktionalitäten nicht mehr enthalten. Kirsch nennt als Beispiel die Verbrauchsmessung, die über Matter bislang nicht möglich sei. „Dazu sind noch viel zu viele Fragen offen, die leider auf der Matter-Seite unbeantwortet bleiben“.

Als weiteren Hinderungsgrund hatte Dimitrov in seinem Facebook-Post Ende Januar die Kosten genannt. Regelmäßige Firmware-Updates, mit denen Shelly auch Funktionen seiner Geräte erweitert, verlangen bei Matter-Produkten eine Re-Zertifizierung. Das nachträgliche Upgrade bereits verkaufter Geräte setzt individuelle Software-Zertifikate für jedes einzelne Produkt voraus, sogenannte Device Attestation Certificates (DAC), die ebenfalls mit Kosten verbunden sind. Allerdings gehe es weniger ums Geld, wie Kirsch präzisiert, sondern um „die fehlenden technischen Vorteile für uns und für unsere Kunden. Der Wegfall wichtiger Funktionen (die andere gar nicht haben) ist ein deutlicher Nachteil. Sobald Matter diese Thematik verbessert, sind wir sicher dabei. Im Augenblick würde ich darauf aber keine Wette abschließen“.

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