Smartphone with App HomeDevices

„Geräte-Infos, die man sonst mühsam zusammentragen müsste“

Ein Interview mit Yannic Fries, Entwickler und Herausgeber der App „HomeDevices“. Das iOS-Programm (link), 2021 als Produktkatalog für Apple HomeKit gestartet, listet mittlerweile auch Matter-Geräte auf. Es ist damit die erste Smartphone-App, die Nutzerinnen und Nutzern einen Überblick des langsam wachsenden Produktangebots bietet.

The interview was conducted in German. Please click here for the English translation.

Wie ist die App HomeDevices entstanden?

Yannic Fries: Sie war ein Ergebnis meiner Internetseite smartapfel.de. Dort gab es schon damals eine Übersicht mit HomeKit-Geräten, allerdings ohne Informationen, was die Produkte im Einzelnen können. Ich wollte detailliert ihre Funktionen aufzeigen: Wie erscheint das Gerät in Apple HomeKit? Welche Eigenschaften hat es dort und wie lässt es sich steuern, in Automationen verwenden und so weiter. So etwas manuell zu pflegen ist fast unmöglich, weil es viel zu viele Produkte sind. Daher kam die Idee zu einem Community-Ansatz: Ich habe eine App geschrieben, mit der unsere Leserinnen und Leser ihre eigenen Produkte in eine Datenbank hochladen konnten. Die App wurde über das Smartapfel-Forum verteilt und daraus ist dann letztlich HomeDevices entstanden.

Es handelt sich also um User-generierte Daten?

Fries: Nur zum Teil, wir pflegen auch selbst Geräte ein, prüfen hochgeladene Informationen und recherchieren fehlende Daten. Für manche Produktkategorien macht der Upload keinen Sinn, weil zu viele Fehler passieren. Lautsprecher etwa wurden in der Vergangenheit mehrfach hochgeladen, auch wenn sie bereits in der Datenbank waren. Seit Version 3.0 von HomeDevices gibt es deshalb keine Upload-Möglichkeit für Lautsprecher mehr. Für Fernseher hat sie nie existiert, weil deren Funktionen sich so stark unterscheiden, dass Irrtümer praktisch unvermeidbar wären. Der Community-Ansatz hat den Start aber sehr erleichtert. So waren gleich zu Beginn einige Hundert Geräte in der Datenbank.

Die iOS-App HomeDevices in der aktuellen Version 3.0 – mit zertifizierten Matter-Produkten.

„Aktuell haben wir knapp 1200 Geräte in der Datenbank. Mit Modellvarianten sind es noch viel mehr.“


Wie viele Produkte kennt HomeDevices heute?

Fries: Das kann man in der App nachschauen. Es dürften knapp 1200 sein, die genaue Zahl wird unter Kategorien auf der Startseite angezeigt. In der Datenbank befinden sich aber deutlich mehr, fast doppelt so viele – weil es von vielen Geräten mehrere Modellversionen oder Generationen gibt. In der App erscheint aber nur die aktuelle oder neueste Version, sofern ein Nutzer nicht bei sich zu Hause das ältere Modell in seiner HomeKit-Installation verwendet. Dann sieht er stattdessen „seine“ Version des Produkts mit dem entsprechenden Bild beziehungsweise Funktionsumfang.

Und dann kam der Matter-Standard, dessen Produkte auch in Apples Ökosystem funktionieren … 

Fries: Ja, deshalb stand schnell fest, dass wir Matter-Geräte ebenfalls berücksichtigen müssen. Allerdings gibt es bislang kaum Produkte auf dem Markt, die installierte Basis ist zu klein, um nennenswerte Meldungen aus der Community zu bekommen. Darum haben wir zunächst mit dem Distributed Compliance Ledger gearbeitet (DCL, siehe Beitrag zur Sicherheit von Matter). Dort sollen schließlich alle Produkte landen, sobald sie Matter-zertifiziert sind. Die Informationen lassen sich aber nicht ohne Weiteres mit unserer Datenbank abgleichen, weil etwa die Modell- oder Herstellerbezeichnungen abweichen. Darum pflegen wir manuell ein, welches HomeKit-Produkt auch Matter-fähig ist. Hinzu kommt, dass viele Informationen, die im Ledger stehen könnten, von den Herstellern gar nicht gepflegt werden.

Können Sie ein Beispiel geben?

Fries: Unter anderem ist dort ein Link zur Bedienungsanleitung des Geräts vorgesehen. Das wäre total praktisch: Ich suche in HomeDevices ein Produkt und bekomme auf Wunsch die passende Anleitung. Leider geht das nicht, weil das entsprechende Feld im DCL meist leer ist. Wenn es um Matter geht, kommen wir um eine manuelle Pflege der Datenbank nicht herum. Das geht im Augenblick noch, bei einer überschaubaren Anzahl an Geräten. Wenn die Hersteller später täglich neue Produkte auf den Markt bringen, wird das schwierig. Zum Glück zeigt Apple seit iOS 16.1 in seinen HomeKit-Daten an, ob es sich bei installierten Geräten um Matter-Versionen handelt. Damit ist das Ganze dann wieder leichter zu automatisieren. Ich würde mir viel mehr solche Informationen wünschen, doch Apple ist damit zurückhaltend, wohl aus Gründen der Smarthome-Sicherheit und des Datenschutzes.


„Viele Informationen im Distributed Complience Ledger von Matter werden von den Herstellern gar nicht eingepflegt.“


Die CSA listet neu zertifizierte Matter-Produkte auf ihrer Webseite auf. Könnten man diese Daten nicht anzapfen?

Fries: Nur bedingt, denn einerseits geht es dabei nicht zwangsläufig um neue Hardware. Oft wird für ein bestehendes Produkt nur eine Matter-fähige Software zertifiziert. Das Gerät selbst befindet sich bereits in unserer Datenbank, der Eintrag muss dann nur aktualisiert werden. Andererseits hat die Übersicht auf der CSA-Website mit dem Distributed Compliance Ledger nichts zu tun. Es handelt sich um zwei völlig unabhängige Datenbanken. Was auf der Webseite steht, taucht teilweise erst sehr viel später im Ledger auf. Das macht den automatisieren Datenabgleich schwierig.

Klingt nach viel Aufwand. Ist das der Grund, warum einige Funktionen nur in der kostenpflichtigen Pro-Version der App zur Verfügung stehen?

Fries: Der Funktionsumfang, der zum Start der App 2021 kostenlos war, ist es heute immer noch. Daran hat sich nie etwas geändert. Es sind allerdings neue Funktionen dazugekommen, die sich in Form eines Abos oder per Einmal-Kauf nutzen lassen. Damit sichern wir den weiteren Ausbau und die Pflege des Angebots. Denn HomeDevices ist kein Programm, das man einmal entwickelt und dann ist es fertig. App und Datenbank machen kontinuierlich Arbeit und verschlingen viel Zeit. Wir sind mit dem Ziel gestartet, die umfangreichste HomeKit-Datenbank zu werden – und nun vergrößert sich der Kreis auf Matter-Produkte. HomeDevices liefert Geräteinformationen, die man sonst mühsam zusammentragen müsste, die es oft nicht einmal auf den Webseiten der Hersteller gibt.

Die Bedienoberfläche ist Englisch, was für eine gewisse Internationalität spricht. Woher kommen die Nutzer?

Fries: Aus der ganzen Welt, es gibt User in Nordamerika, Europa, China und sogar Australien. Der Löwenanteil stammt allerdings aus den USA und der DACH-Region, also Deutschland, Österreich und der Schweiz.


„Eine Erweiterung der App von Apple Home auf andere Plattformen wäre spannend, wirft aber viele Fragen auf.“


Eine Android-Version der App würde die potenzielle Usergruppe weiter vergrößern. Matter-Produkte funktionieren schließlich nicht nur in einer HomeKit-Umgebung. Gibt es Gedanken in diese Richtung?

Fries: Es wäre sicher spannend, das Ganze auf andere Plattformen auszudehnen und auch weitere Ökosysteme neben Apple zu berücksichtigen. Allerdings stellt sich dabei schnell die Frage nach dem Funktionsumfang: Inwiefern unterscheidet sich ein Matter-Produkt in der Nutzung unter Apple Home, Amazon Alexa, Google Home oder SmartThings? Gibt es Unterschiede, die HomeDevices abbilden müsste, um seinem Anspruch gerecht zu werden? Hier sind wir aktuell noch in der Beobachtungs- und Findungsphase – wie sich die Matter-Thematik langfristig gestalten und umsetzen lässt. Ich hoffe, dass die Hersteller künftig mehr Informationen hinterlegen, die wir für unsere Datenbank nutzen können. Von daher habe ich eine Android-App zwar im Hinterkopf, aktuell aber nicht geplant.

Herr Fries, vielen Dank für dieses Gespräch.

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