
Ein Interview mit David Granath, Bereichsleiter Beleuchtung & Home Electronics bei IKEA. Ab 2026 wird das Unternehmen vollständig auf den Matter-Standard und das Thread-Funkprotokoll setzen. matter-smarthome sprach mit Granath über die Gründe für diesen Schritt und die Pläne für das kommende Jahr.
Dies ist die Übersetzung eines englischen Interviews. Zum Original bitte hier entlang.
Wie sieht die Vision von Ikea für das Smart Home aus, und welche Rolle spielt dabei der Matter-Standard?
David Granath: Seit mehr als 80 Jahren hilft IKEA den Menschen dabei, mit cleveren Einrichtungslösungen ein besseres Zuhause zu schaffen. Unser Smarthome-Ansatz ist im Grunde die Fortsetzung davon. Wir entwickeln nicht für Technik-Enthusiasten, sondern für die vielen Menschen, die erschwingliche, zuverlässige Lösungen wollen, die sich natürlich in ihr Zuhause einfügen. Unsere Vision ist es, smartes Wohnen nahtlos und zugänglich in den Alltag zu integrieren – nicht kompliziert oder exklusiv zu machen. Matter hilft uns dabei, einen großen Schritt in diese Richtung zu gehen, indem es die Einrichtung und Nutzung smarter Produkte vereinfacht und die Kompatibilität über Marken und Systeme hinweg gewährleistet.
Bislang hat Ikea auf Zigbee als Funkprotokoll gesetzt, doch nun wechseln Sie zu Thread. Warum dieser Schritt, und warum jetzt?
Granath: Wir überprüfen ständig unsere Technologie-Entscheidungen. Zigbee war zum damaligen Zeitpunkt die beste Wahl und hat den Kunden mit „Touch Link“ eine einfache Möglichkeit geboten, Lampen und Fernbedienungen ohne Hub oder App zu verbinden. Auch Dinge wie das Mesh-Netzwerk und eine lokale Steuerung spielten bei dieser Entscheidung eine Rolle.
Matter hilft uns, weitere Kundenbedürfnisse zu erfüllen und smartes Wohnen zugänglicher zu machen. Durch den Einsatz von Thread können wir einige Vorteile von Zigbee beibehalten. Sowohl Thread als auch Matter sind als Technologien an einem Punkt angelangt, an dem wir das Gefühl haben, das richtige Maß an Qualität, Preis und Zuverlässigkeit erreichen zu können, das wir benötigen.
„Zigbee war damals die beste Wahl“
Was passiert mit Kunden, die bisher auf Zigbee-/Trådfri-Produkte gesetzt haben, und wie wird der Übergang gestaltet?
Granath: Kundinnen und Kunden mit TRÅDFRI-Produkten – oder solchen auf Zigbee-Basis – werden weiterhin über den DIRIGERA-Hub unterstützt. Es handelt sich um einen natürlichen Übergang, bei dem wir nach und nach neue Produkte mit Thread und Matter einführen. Wir stellen sicher, dass der Dirigera-Hub eine gemischte Umgebung unterstützt, sodass Menschen ihre bestehenden Produkte weiter nutzen und gleichzeitig neue hinzufügen können. Da Zigbee und Thread dieselbe Funkfrequenz verwenden, können wir sowohl mit Touch-Link als auch mit Matter-Lampen eine nahtlose Kompatibilität gewährleisten. Neue Matter-Lampen lassen sich mit älteren Zigbee-Fernbedienungen koppeln und umgekehrt. Es ist uns sehr wichtig, dass bestehende Kunden nicht zurückgelassen werden. Auch das spielte bei der Zeitplanung eine Rolle.
Viele Verbraucher haben noch nie etwas von Thread gehört, insbesondere diejenigen nicht, die keine Early Adopter sind. Ikea könnte der Technologie einen großen Schub geben. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?
Granath: Wir entwickeln für Alltagskunden – für Menschen, die ein einfaches Produkt möchten, das leicht zu bedienen, zuverlässig und nahtlos ins Zuhause integrierbar ist. Keine Technikaffinen oder Early Adopter, nur jemand, der smarte Lösungen ohne Aufwand nutzen möchte. Deshalb erwarten wir auch nicht, dass unsere Kunden technische Standards kennen oder sich dafür interessieren. Sie wollen, dass ihre Produkte funktionieren – zuverlässig und unkompliziert. Thread und Matter sind zwar spannend „unter der Haube“, aber entscheidend ist, was die Menschen erleben: ein smartes Produkt, das sich schnell verbindet, mit anderen zusammenarbeitet und einfach zu steuern ist. Darauf konzentrieren wir uns in der Kommunikation.
„Wir aktualisieren unser ganzes Sortiment mit Matter“
Welche Matter-fähigen Produktkategorien plant IKEA für 2026?
Granath: Wir werden weiterhin Bereiche fokussieren, die eng mit dem Leben zu Hause verbunden sind, wie Beleuchtung, Luftqualität und Klang – aber mit wachsendem Sortiment sehen wir neue Möglichkeiten, noch mehr Bedürfnisse zu erfüllen. Für Details ist es noch zu früh, aber wir können bestätigen, dass wir unser ganzes Sortiment mit Matter aktualisieren und die ersten 20+ neuen Produkte Anfang 2026 auf den Markt kommen werden.
Welche Gerätetypen wird der Matter-Controller im Dirigera-Hub unterstützen?
Granath: Dirigera wird in erster Linie Gerätetypen unterstützen, die Ikea auch als Produkte anbietet. Das könnte in Zukunft erweitert werden, aber wir wollen unsere Anstrengungen darauf konzentrieren, mit unserem Produktsortiment einen echten Mehrwert zu liefern, wenn es mit unserem Hub und der App verbunden ist.
Ikea bietet bereits Luftreiniger, PV, Wallboxen, Lautsprecher usw. an. Dies sind Produktkategorien, die in Matter vorhanden sind oder gerade entwickelt werden. Dürfen wir uns Matter als Basis für das zukünftige Smart-Home-Portfolio von Ikea vorstellen?
Granath: Dass ein Gerätetyp Teil des Standards ist, ist zwar eine Voraussetzung, um ihn ins Sortiment aufzunehmen, aber nicht der entscheidende Faktor bei der Auswahl der Produktkategorien. Wir gehen immer vom Leben zu Hause und den Bedürfnissen der Menschen aus. Wenn wir eine Möglichkeit sehen, die Wohnumgebung der Menschen durch vernetzte Produkte deutlch zu verbessern – erschwinglich und mit klarer IKEA-Identität – dann sind wir daran interessiert.
„Wir beschäftigen uns aktiv mit der Zukunft des Klangs“
Wird es neue Ikea-Lautsprecher mit Multiroom-Funktion geben – als Nachfolger der bisherigen Produkte, die in Zusammenarbeit mit Sonos entwickelt wurden?
Granath: Die Zusammenarbeit mit Sonos war erfolgreich, und wir werden alle SYMFONISK-Produkte noch lange unterstützen. Parallel erkunden wir aber Wege, um Klang zugänglicher zu machen und besser in den Alltag zu integrieren. Unsere neuen Lautsprecher NATTBAD und BLOMPRAKT sind zwar keine Multiroom-Geräte, lassen sich aber einfach in einem Multi-Speaker-Set-up koppeln. Die Funktion ist in bestimmten Bluetooth-Lautsprechern von Ikea integriert – nicht alle Modelle verfügen darüber.
Um sie einzurichten, verbinden Sie einfach Ihr Smartphone – oder ein anderes Gerät – per Bluetooth mit dem ersten Lautsprecher. Dann schalten Sie einen weiteren Lautsprecher ein und halten dessen Pairing-Taste gedrückt, bis ein Bestätigungston erklingt und das Licht blinkt. Die Lautsprecher spielen dann synchron ab. Der Schritt lässt sich mit weiteren Speakern wiederholen. Die Verbindung funktioniert zuverlässig in einem Umkreis von mindestens 10 Metern um die Lautsprecher, solange sich das Smartphone in der Nähe des Hauptgeräts befindet. Für viele Menschen bringt das einen Mehrwert bei geringen Kosten. Aber natürlich beschäftigen wir uns bei Ikea auch aktiv mit der Zukunft des Klangs.
Wie stark ist Ikea an der Entwicklung des Matter-Standards beteiligt? Nehmen Sie in Arbeitsgruppen teil oder liegt der Fokus eher auf der Implementierung?
Granath: Wir sind langjähriges Mitglied der Connectivity Standards Alliance (CSA) und von Anfang an stark involviert – sowohl in den Vorstandsgremien als auch in technischen Arbeitsgruppen. Wir tragen direkt zur Entwicklung des Standards bei und geben auch Feedback, basierend auf unseren Erfahrungen mit Kunden.
Ikea gehörte zu den ersten Unternehmen, die sich zu Matter bekannt haben. Blickt man auf die bisherige Entwicklung des Standards, sind Sie zufrieden, oder gibt es Aspekte, die Sie verbessert sehen möchten?
Granath: Neue Technologien benötigen oft Zeit, um sich zu etablieren und echten Nutzen für die Menschen zu schaffen. Der Smarthome-Bereich bedurfte einer Standardisierung, um einige große Probleme tatsächlich zu lösen, die Produkte wirklich wertvoll zu machen und die Branche damit voranzubringen. Für uns ist Matter der Weg in die Zukunft: Anstatt dass Hunderte Unternehmen nur entwickeln, was für sie selbst gut ist, haben wir uns zusammengeschlossen und die Grundlage für etwas geschaffen, von dem die Kunden profitieren.
„Der Smarthome-Bereich benötigte eine Standardisierung, um einige große Probleme zu lösen“
Das Fundament ist gelegt, aber wir stehen noch am Anfang der Reise. Wichtig ist jetzt, Vertrauen bei den Kunden aufzubauen, dass Matter zuverlässig und einfach zu nutzen ist. Wenn uns das gelingt, bin ich zuversichtlich, dass es viele neue Entwicklungen und Innovationen auf der Grundlage von Matter geben wird. Und zwar solche, die das Leben daheim wirklich verbessern.
Herr Granath, vielen Dank für dieses Gespräch.
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